von Aktion Deutschland Hilft/ADRA
Für Millionen von Menschen in Ostafrika ist die Corona-Pandemie eine zusätzliche Katastrophe. In Ländern wie Kenia, Äthiopien und Somalia herrscht seit mehreren Monaten eine Heuschreckenplage. Riesige Schwärme sind über Ernte- und Weideflächen hergefallen und gefährden die Lebensgrundlage Tausender Familien.
Die Heuschrecken kamen kurz vor der Erntezeit
Mwikali Nzoka lebt mit ihrer Familie im Bezirk Mwingi im Zentrum Kenias. Ihr Gesicht ist sorgenvoll, wenn sie von der Heuschreckenplage berichtet: Im Februar fiel der erste Schwarm über ihre zehn Hektar große Farm her. "Es waren so viele! Sie sahen aus wie eine dunkle Wolke am Himmel."
Hirse, Bohnen, Süßkartoffeln, Mais, Kochbananen und Papaya: Kurz vor der Erntezeit zerstörten die Heuschrecken einen großen Teil der Nutzpflanzen. Die Familie von Nzoka versuchte vergebens, die Insekten auszuräuchern und mit Trommeln und Pfeifen zu vertreiben.
"Wir dachten, wir hätten es überstanden"
Nach zwei Wochen schienen die Heuschrecken weiterzuziehen. "Wir waren erleichtert", erinnert sich Nzoka. "Wir dachten, wir hätten es überstanden."
Wenig später der große Schock: Am Boden schlüpften unzählige kleine schwarze Larven, sogenannte Nymphen. Der Schwarm hatte Eier gelegt; nun machte sich die nächste Generation über die Felder her. "Sie fraßen die kompletten Pflanzen von unten nach oben kahl", sagt die 57-jährige Bäuerin.
In mehreren ostafrikanischen Ländern und Teilen Asiens herrscht eine Heuschreckenplage. Riesige Insektenschwärme sind über ganze Landstriche hergefallen. Sie fressen die Nahrung von Millionen Menschen. Schon jetzt haben viele Familien nicht genug zu essen, nun droht eine Hungerkatastrophe. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen spitzt sich die Lage immer weiter zu.
Die Heuschreckenplage hat ihren Ursprung auf der Arabischen Halbinsel. Da die Region schwach besiedelt ist, konnten sich die Schwärme unbemerkt in den Iran, nach Pakistan und Ostafrika ausbreiten. Heftiger Niederschlag hatte für ideale Brutbedingungen gesorgt, so dass sich die Tiere in rasantem Tempo fortpflanzen konnten. Die Insekten leben als Einzelgänger, bis ihre Population groß genug ist und sie einen Schwarm bilden. Sobald die Umgebung kahlgefressen ist, sucht der Schwarm nach neuen Futterplätzen. Mit Hilfe des Windes können sie an einem Tag bis zu 200 Kilometer zurücklegen.
Die Vereinten Nationen befürchten, dass die Schwärme bis Juni um das 500-fache anwachsen und sich die Plage auf weitere Länder ausweiten könnte. Schon jetzt haben die Heuschrecken große Teil der Ernten zerstört. Die Nahrungsversorgung für Mensch und Tier ist stark gefährdet – und das in einer Region, in der die Ernährungslage aufgrund von Wetterextremen und Konflikten ohnehin kritisch ist.
In Ostafrika sind bisher Somalia, Äthiopien, Kenia, Eritrea und Teile des Sudans und Ugandas von der Heuschreckenplage betroffen. Experten befürchten, dass sich die Plage auf den Südsudan ausweiten wird. Für Kenia ist es die schlimmste Plage seit 70 Jahren, für Somalia und Äthiopien seit 25 Jahren. Laut UN ist die Lage in der Region "nach wie vor alarmierend". Es herrsche eine "noch nie dagewesene Bedrohung für die Ernährungssicherheit und die Lebensgrundlage" der Menschen.
Auch mehrere asiatische Länder sind von der Plage betroffen. Zunehmend besorgniserregend ist die Situation im Iran und im Jemen. Experten befürchten zudem, dass Heuschreckenschwärme Pakistan im Mai erneut erreichen werden. Auch Saudi-Arabien, der Oman und Indien sind betroffen.
Die Regierungen in Somalia und Pakistan haben Anfang Februar 2020 den Notstand ausgerufen. Im März trugen Regenfälle dazu bei, dass sich die Heuschrecken in Ostafrika sowie Teilen des Jemens und Irans stark vermehren konnten.
Am Horn von Afrika ist das Ausmaß der Plage am größten. Rund 4.850 Quadratkilometer Fläche sind dort betroffen. Laut Welternährungsorganisation (FAO) sind schon jetzt rund 13 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen; allein in Äthiopien, Kenia, Somalia und im Sudan sind es mehr als 10 Millionen Kinder, Frauen und Männer.
Darunter sind vor allem Kleinbauern und Selbstversorger. Auch in Pakistan und Indien sind bereits Hunderte Quadratkilometer von den Heuschreckenschwärmen befallen worden.
Ein Schwarm von einem Quadratkilometer kann an einem Tag so viele Nahrungsmittel verspeisen wie 35.000 Menschen. Die Welternährungsorganisation (FAO) geht davon aus, dass weltweit mehr als 25 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche gefährdet sind. Betroffen sind die unmittelbare Ernte sowie Futter für Nutztiere.
Laut FAO sind schon jetzt rund 13 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen; allein in Äthiopien, Kenia, Somalia und im Sudan sind es mehr als 10 Millionen Kinder, Frauen und Männer.
Darunter sind vor allem Kleinbauern und Selbstversorger. Viele der Menschen leben in ländlichen Gebieten mit schlechter Gesundheitsversorgung. Sie verfügen über wenige Mittel, um die Heuschrecken zu bekämpfen. Durch Ernteverluste könnte sich ihre Situation weiter verschlimmern.
Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft leisten Menschen in den betroffenen Regionen in Äthiopien, Kenia, Somalia, Uganda und im Südsudan Nothilfe. Viele sind seit vielen Jahren in den Ländern aktiv. Die Hilfsorganisationen arbeiten eng mit lokalen Partnern zusammen.
- Wir verteilen Lebensmittel und Saatgut für den Ackerbau
- Wir versorgen Familien mit Trinkwasser
- Wir retten die Lebensgrundlage von Kleinbauern mit Futter für ihre Viehherden
- Wir helfen Landwirten beim Lagern ihrer Ernte
- Wir unterstützen Haushalte finanziell
- Wir klären auf, damit Familien sich besser wappnen können
- Wir leisten medizinische Hilfe
Helfen Sie uns zu helfen – jetzt mit Ihrer Spende!
Die Experten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bestätigen im März 2020: Die Heuschrecken pflanzen sich immer weiter fort und breiten sich am Horn von Afrika aus. Laut FAO herrscht dort eine "noch nie dagewesene Bedrohung für die Ernährungssicherheit und Lebensgrundlage" der Menschen.
Pandemie und Plage: Es droht ein gefährlicher Kreislauf
Die Corona-Pandemie erschwert es Landwirten und Helfern, gegen die Heuschrecken vorzugehen. Der beste Zeitpunkt dafür wäre direkt nach dem Schlüpfen, bevor die Insekten fliegen können. Doch geschlossene Grenzen, Importbeschränkungen, eingeschränkter Flugverkehr und Ausgangssperren behindern diesen Wettlauf gegen die Zeit. Material und Pestizide gehen zuneige und Helfer können nicht regelmäßig an ihre Einsatzorte fahren. Die Heuschrecken sind nicht aufzuhalten.
Die Pandemie und die Plage bedingen sich gegenseitig. Aufgrund der Heuschrecken droht eine Hungersnot; immer mehr Familien haben nichts zu essen. Deshalb sind immer mehr Kinder, Frauen und Männer mangelernährt – und dadurch anfälliger für Krankheiten wie COVID-19.
Stark steigende Corona-Fallzahlen würden das Gesundheitssystem in einem Staat wie Kenia schnell überstrapazieren, insbesondere in ländlichen Regionen. Und je mehr Landwirte erkranken, desto länger wird es dauern, bis sie ihre Felder wieder bestellen können.
Es droht ein gefährlicher Kreislauf aus Armut, Hunger und Krankheit.
Mwikali Nzoka hat begonnen, ihr Vieh zu verkaufen
Die Heuschrecken haben in Kenia schon jetzt enorme Schäden in Landwirtschaft und Umwelt angerichtet. Kleinbauern haben Unmengen ihrer Ernten verloren. Die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft werden wohl mindestens so schwer sein wie in Europa; Kenia ist stark vom Export abhängig. In den Städten arbeiten viele Menschen als Tagelöhner im informellen Sektor; eine Arbeitslosenversicherung haben sie nicht.
Es ist ungewiss, wie viel vom Aufschwung der vergangenen Jahre bleibt und wie viele Menschen in die Armut rutschen. Ungewiss ist auch, wie lange sich Mwikali Nzoka noch die Schulgebühren für ihre Kinder leisten kann. Die Bäuerin hat begonnen, Haushaltsgegenstände und Vieh zu verkaufen.
Die Corona-Pandemie stellt auch unser Bündnis vor große Herausforderungen. Die Hilfsorganisationen haben ihre Maßnahmen ausgeweitet und an die neue Situation angepasst, um Menschen in Not weiterhin zur Seite zu stehen: mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser, Hygieneartikeln und medizinischer Hilfe.
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