von CARE
Ein neuer Bericht der Hilfsorganisation CARE zeigt: Je ausgewogener das Geschlechterverhältnis in COVID-19-Krisenstäben ist, desto spezifischer gehen die Hilfsprogramme darauf ein, die Auswirkungen der Pandemie auf Frauen und Kinder im jeweiligen Land zu berücksichtigen.
Frauen leiden in der Corona-Krise besonders
Im CARE-Bericht, der 30 Länder untersucht, erreicht nur Kanada eine positive Genderbalance in seinem COVID-19-Krisenstab. In Brasilien, das auf dem letzten Platz rangiert, sind nur rund vier Prozent Frauen in den entsprechenden politischen Gremien beteiligt.
Dabei haben Frauen in der Corona-Krise besonders unter der Pandemie zu leiden: Sie leisten oft einen Großteil der Pflegearbeit, schultern überwiegend die Kinderbetreuung und sind auch verstärkt von häuslicher Gewalt betroffen.
CARE-Analyse: Deutschland kein Vorbild
Anica Heinlein, Leiterin des Berliner CARE-Büros: "Frauen und ihre speziellen Bedarfe müssen in den COVID-19-Krisenstäben weltweit stärker repräsentiert sein. Auch Deutschland ist hier kein gutes Vorbild. Das kleine Corona-Kabinett ist weder geschlechtergerecht besetzt, noch ist die Familienministerin darin vertreten.
Das ist sicher einer der Gründe, wieso die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung nicht konsequent gendersensibel sind, in manchen Bereichen nehmen sie sogar überhaupt keine Rücksicht auf die durchaus unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern."
Kaum Maßnahmen gegen Gewalt und Armut von Frauen
"Es wurden zwar einige Maßnahmen speziell für Frauen mitgedacht und finanziert, doch es fehlt ein Anteil für Maßnahmen im Bereich geschlechtsspezifischer Gewalt oder reproduktiver Gesundheit sowie die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Situation von Frauen", so Heinlein. "Dies könnte dazu führen, dass auch in Deutschland Frauen viel länger unter den indirekten Folgen der Pandemie leiden."
Kanada ist nach der CARE-Analyse das einzige Land, das umfassend die besonderen Umstände von Frauen in der Pandemie berücksichtigt und mit gezielten Maßnahmen adressiert. Hierzu gehören beispielsweise umfassende finanzielle Mittel für Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt, Hilfen für Verhütung und Familienplanung sowie spezielle Angebote für Schwangere und Mütter.
Viele Länder planen keine Hilfen für Frauen ein
Auch finanzielle Mittel, die die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie speziell auf Frauen berücksichtigen, wurden nur in Kanada ausreichend im Hilfspaket bedacht. Insgesamt ergab die CARE-Analyse, dass nur sehr wenige der 30 untersuchten Länder ausreichend geschlechtsspezifische Maßnahmen oder Strategien in ihren COVID-19-Reaktionsplänen berücksichtigen.
In sieben Ländern, fast einem Viertel der Stichproben, konnte CARE überhaupt keine Belege dafür finden, dass die Regierungen Mittel einplanen, um spezifische Hilfen für Frauen zu ermöglichen.
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