Alles ist aus dem Wasser entsprungen!
Alles wird durch das Wasser erhalten! (Goethe, Faust II)
Ressource Wasser
Wasser als elementare Grundlage unseres Lebens ist untrennbar verbunden mit der Entwicklung der menschlichen Zivilisation. Die Oberfläche unseres blauen Planeten ist zu 70 Prozent von Wasser bedeckt. 97,5 Prozent davon bestehen jedoch aus salzhaltigem Meerwasser, während sich der Süßwasseranteil auf 2,5 Prozent beläuft. Hiervon ist wiederum nur 1 Prozent für den Menschen nutzbar.
Wer „Wasser“ meint, spricht inzwischen nicht selten vom „Blauen Gold“, das künftig höheres Konfliktpotenzial birgt als Öl. Ungeplante Urbanisierung, Umweltschäden und Umweltverschmutzung tun ihr Übriges, um Wasser auch als Gefahrenquelle zu betrachten. Wie komplex die Zusammenhänge zwischen menschlichem Agieren und der Ressource Süßwasser ist, verdeutlicht die nachstehende Abbildung. Viele Probleme sind tatsächlich „hausgemacht“, durch Wechselwirkungen zwischen Aspekten der Bevölkerungsentwicklung und der Wassernutzung hervorgerufen.
Quelle: www.geospot.de
Ungleiche Verteilung
Gehen wir Deutschen abends zu Bett, haben wir im Schnitt 130 Liter Wasser pro Person am Tag verbraucht. In Kenia muss eine Familie durchschnittlich mit 18 Liter Wasser täglich auskommen. Hierzulande ist Wasser noch immer eine Selbstverständlichkeit, während in Afrika und Asien 425 Millionen Kinder keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Insgesamt haben 1,2 Milliarden Menschen keinen Trinkwasserzugang und 2,6 Milliarden müssen ohne Wasserversorgung und Abwassersystem auskommen.
Quelle: www.worldwater.org
„Wir trinken 90 Prozent unserer Krankheiten.“ Dieser Ausspruch Louis Pasteurs ist auch heute nicht ganz von der Hand zu weisen. Aus Mangel an sauberem Wasser sterben jährlich über zwei Millionen Menschen an Krankheiten wie Malaria oder Durchfall. Besonders betroffen sind davon Kinder in den ärmsten Regionen. Gerade die Ärmsten der Armen leiden unter einer Kombination von ungünstigen Bedingungen im Wassersektor: Unterernährung, Folgen des Klimawandels, marode Leitungen in Entwicklungsländern, sinkender Grundwasserspiegel, Missmanagement. Um die Weltbevölkerung zu ernähren, müssen immer größere Anbauflächen bewässert werden. So fließen bereits 75 Prozent des weltweit verfügbaren Trinkwassers in die Landwirtschaft. Die Tatsache, dass in vielen klimatisch trockenen Ländern eine künstliche Bewässerung der Felder notwendig ist, macht diese nicht nur anfällig für Wasser-, sondern auch für Ernährungskrisen.
Eine Verschärfung der ungerechten Verteilung besteht darin, dass die Wasserkosten in Industrienationen meist weit unter den Kosten in ärmeren Gebieten liegen: Zahlt man in New York unter einem US-Dollar für einen Kubikmeter Wasser, sind es auf den Philippinen in Manila oder in Accra (Ghana) schon knapp drei US-Dollar, in Barranquilla in Kolumbien sogar über fünf US-Dollar.
Wasser als Menschenrecht versus Wasser als Ware
Das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) fordert die Anerkennung eines Grundrechts auf 20 Liter sauberem Trinkwasser pro Person pro Tag. Weiterhin haben die UN in ihren Milleniumszielen anvisiert, bis zum Jahr 2015 den Anteil der Menschen zu halbieren, die ohne sauberes Trinkwasser auskommen müssen. Bisher steht die Erreichung dieser Millenniumsentwicklungsziele alles andere als in greifbarer Nähe. Nach UNO-Schätzungen steigt die Zahl der Menschen, die mit Wasserknappheit leben müssen, innerhalb der nächsten 25 Jahre auf etwa 5,4 Milliarden, wenn nicht drastische Gegenmaßnahmen auf allen Ebenen ergriffen werden. 600 Milliarden Dollar müssen investiert werden, um die globale Versorgung mit Wasser bis 2010 und darüber hinaus zu gewährleisten.
Gerade weil die Wasserversorgung ein Grundbedürfnis aller Menschen und auch eine treibende Kraft der modernen wirtschaftlichen Entwicklung ist, lockt das Geschäft mit dem Wasser. Die Profite versprechen umso größer zu werden, je knapper die lebenswichtige Ressource durch Verschmutzung und Verschwendung wird. Die Privatisierung öffentlicher Wasserversorgung ist durch erhebliche Folgen gerade für arme Bevölkerungsschichten in die Kritik geraten, zumal die Erfahrung zeigt, dass die Privatisierungspolitik zu einer Verschlechterung von Versorgung, Qualität und Preis geführt hat. Nichtsdestotrotz wird die Liberalisierung zugunsten internationaler Wasserkonzerne auch auf vielen politischen Ebenen, beispielsweise der EU, gefördert. Dass es auch anders geht, zeigen andere erfolgreiche Modelle des Wassermanagements: In Santa Cruz in Bolivien betreibt eine Kooperative die Wasserversorgung, in der die Kunden Stimmrecht bei Investitionsentscheidungen haben. In Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, war der Teil der Wasserversorgung unter Führung einer Gewerkschaft erfolgreicher als der privatisierte Part.
Umweltschäden und -verschmutzung
Die globale Klimaerwärmung trägt zum Ungleichgewicht in der Wasserversorgung erheblich bei – Wasser wird zur Gefahr: Auf der einen Seite droht die Versteppung vieler Landstriche, auf der anderen Seite nehmen extreme Überschwemmungen drastisch zu.
Umweltschäden durch Tropenholz-Abholzung, die Landstriche als Wüste hinterlassen, sind viel thematisiert, werden aber weiterhin vorangetrieben. Auch in Europa sind Anzeichen von Wasserknappheit und Desertifikation schon jetzt zu erkennen, wie beispielsweise in Spanien. Verlandung droht auch am Aralsee in Russland und es gibt eine zunehmende Dürre in Australien. Wasseraufbereitung wird ein zentrales Thema bleiben im Kampf um den Erhalt unserer Wasserressourcen. Über Öl betriebene Entsalzungsanlagen sind nicht unproblematisch, neue Wege der Wassergewinnung müssen weiter gesucht werden.
Die Überdüngung und Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft sind weitere fatale Faktoren für das Grundwasser. Wasserverseuchung droht an verschiedensten Orten, so lagert China im Quellgebiet des Ganges im Himalaya/Tibet atomverseuchten Müll.
Politische Konflikte zwischen Staaten
Ein weiteres konkretes Konfliktpotenzial liegt in der ungeregelten Nutzung der weltweit über 200 grenzüberschreitenden Gewässersysteme. Weltweite politische Probleme entstehen aus Mangel an Wasser, wie etwa zwischen Israel und Palästina – dort geht es um das Wasser im Jordanbecken, von dem die Israelis mehr abzweigen als die Palästinenser. Israel behält sich seit 1967 die Nutzung und Verteilung des Wassers in der Westbank vor, es kontrolliert somit den gesamten dortigen Wasserverbrauch, auch in den Gebieten, die unter palästinensischer Hoheit stehen, so Dr. Jamill Sabbagh vom Geographischen Institut der Universität Mainz.
Ein anderes Beispiel sind die Differenzen zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak über das Wasser von Euphrat und Tigris. Für Diskussionen sorgt das ostanatolische Staudammprojekt GAB, das 22 Staudämme und 19 Wasserkraftwerke umfasst. 1,7 Millionen Hektar Land sollen für das Projekt bewässert werden. Der Ilisu-Staudamm gräbt den Nachbarländern Syrien und Irak das Wasser ab, die von den Flüssen Euphrat und Tigris abhängig sind. Auch die Anrainerstaaten des Nils suchen Wege zwischen Konfrontation und Kooperation.
Ausblick
2005 bis 2015 ist zur „Dekade des Wassers“ erklärt worden – mit dem Ziel, internationale Aktionen zu lancieren, die die Wasserthematik vorantreiben. Ob die Millenniumsentwicklungsziele der UN im Jahr 2015 annähernd erreicht werden, bleibt abzuwarten. Die Vereinten Nationen haben den 22. März jeden Jahres zum „Tag des Wassers“ ausgerufen. Der jährlich wechselnde Schwerpunkt lautet in 2008 „Sanitation“, also Siedlungshygiene und Abwasserentsorgung.
Eine Eindämmung ungeplanter, rasanter Urbanisation in Entwicklungsländern ist ebenso essentiell wie der Schutz von Feuchtgebieten, die intensive Nutzung jeden Tropfen Regenwassers, das Vermeiden von Pflanzenschutzmitteln. Um Hochwasser zu verringern, sollte ein Zubetonieren vermieden werden. Politisch müssen Wege der Konfliktvermeidung gefunden werden, wozu überregionale Regelungen der Fragen des Wassermanagements und der Wasserpolitik gehören.
In Gebieten mit extremem Wassermangel rückt die Wassergewinnung in den Fokus: Entsalzungsanlagen, die ihren enormen Energieverbrauch nicht über Öl, sondern Sonnenenergie beziehen, sind in der Entwicklung. Primär muss hierzulande ein Umdenken stattfinden: Wasser ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein schützenswertes Gut, dass überall zugänglich für alle sein sollte.
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