Über viele Krisen wird kaum berichtet. Doch vergessene Konflikte bedeuten vergessenes Leid. Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft sind weltweit für Menschen in Not im Einsatz. Auch in den Ländern und Regionen, die weniger mediale Aufmerksamkeit erfahren.
Gemeinsam vergessenen Krisen Aufmerksamkeit schenken
Mit der Kampagne #InDenFokus lenken 30 Hilfsorganisationen, darunter mehrere Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft, gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt die Aufmerksamkeit auf vergessene Krisen. Dabei werden stellvertretend Bangladesch, Libanon und Südsudan in den Blick genommen. Erfahren Sie mehr!
Krisen weltweit: Helfen statt vergessen!
Für das Jahr 2023 prognostizieren die Vereinten Nationen, dass fast 339 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen sein werden. Viele von ihnen leben in Ländern und Regionen, über die weniger berichtet wird.
Vor allem langanhaltende Krisen geraten oft in Vergessenheit. Beispiele sind die humanitären Katastrophen im Jemen, in Syrien und im Südsudan. Auch die dramatische Lage der Rohingya in Myanmar und Bangladesch ist weitestgehend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden.
Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft sind weltweit für Menschen in Not im Einsatz. Möglich ist das nur dank Ihrer Spende.
Fragen & Antworten: Was sind vergessene Krisen?
Die Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission, ECHO, definiert als vergessene humanitäre Krise "eine schwere, lang anhaltende humanitäre Krisensituation, bei der die betroffene Bevölkerung keine oder nur unzureichende internationale Hilfe erhält. Zudem ist kein politischer Wille zu erkennen, die Krise zu beenden."
Der Begriff der "vergessenen humanitären Krise" wird seit rund 20 Jahren verwendet. Der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan machte sich 2003 für das Thema stark.
Im Jahr 2004 schuf die Europäische Union (EU) das „Forgotten Crisis Assessment“ (FCA): ein neues Instrument, um vernachlässigte Krisen zu erkennen.
Mithilfe von vier Indikatoren erstellt das EU-Amt für Humanitäre Hilfe jedes Jahr eine Liste von wenig beachteten humanitären Krisen:
- Verletzlichkeit eines Landes oder einer Bevölkerungsgruppe
- Beachtung in den Medien
- bisherige Hilfe pro Kopf
- Einschätzung von EU-Helfer:innen vor Ort
Die Vereinten Nationen (UN) haben 2006 für vernachlässigte Krisen einen Fonds für "unterfinanzierte Notfälle" (underfunded emergencies) im Central Emergency Response Fund (CERF) ins Leben gerufen. Es ist neben dem Forgotten Crisis Assessment der EU der zweite wichtige multilaterale Hilfsfonds.
Aus dem Fond können etwa das Welternährungsprogramm oder UNICEF kurzfristig finanzielle Unterstützung für Hilfsprojekte beantragen.
Das UN-Büro für Humanitäre Hilfe (OCHA) ermittelt zweimal im Jahr, für welche humanitären Krisen dringend Unterstützung benötigt wird. Die Kriterien dafür:
- Unterfinanzierung gemessen am von OCHA ermittelten Bedarf
- Ernst der humanitären Lage
- Möglichkeiten, zusätzliche Hilfe in den Krisengebieten sinnvoll zu verwenden
Anders als die EU kümmern sich die UN bei der Ermittlung "vergessener Krisen" nicht darum, wie viel Beachtung sie von den Medien erhalten.
Es ist wichtig, dass es eine informative Medienberichterstattung über humanitäre Krisen gibt. Denn oft erhalten humanitäre Notlagen erst Aufmerksamkeit von Gebern und Spendern, wenn sie in den Medien auftauchen. Das ist wichtig, um Geld für Hilfsmaßnahmen zu mobilisieren. Nur so können Hilfsorganisationen den Menschen in Not zur Seite stehen.
Ein bekanntes Beispiel dafür ist die die Hungerkatastrophe in Äthiopien 1984. Die internationale Hilfe lief erst richtig an, als ein Fernsehteam der britischen Rundfunkanstalt BBC schockierende Bilder sterbender Kinder vom Horn von Afrika ausstrahlte.
Durch das Internet ist es heute einfacher, sich über humanitäre Katastrophen zu informieren. Dennoch ist es entscheidend, dass auch die großen Medien ihre Kanäle nutzen, um auf das Leid von Menschen in Not aufmerksam zu machen.
Krisen und Konflikte finden auf fast allen Kontinenten weltweit statt. Die größte Chance, beachtet zu werden, haben vor allem solche mit Bezug zum eigenen Leben. Also solche, zu denen geografisch, emotional oder politisch ein stärkerer Bezug herrscht. Je weiter sie entfernt sind, desto weniger werden viele Katastrophen beachtet.
Sie drohen außerdem in Vergessenheit zu geraten, wenn ein gewaltsamer Konflikt zwar vorbei, die rechtliche Aufarbeitung aber noch nicht abgeschlossen ist. Das kann dazu führen, dass Täter nicht identifiziert oder Gewalt und Menschenrechtsverletzungen fortgesetzt werden. Die betroffenen Menschen leiden dann weiter.
Vor allem langanhaltende Krisen geraten oft in Vergessenheit. Beispiele sind die humanitären Katastrophen im Jemen, in Syrien und im Südsudan. Auch die dramatische Lage der Rohingya in Myanmar und Bangladesch ist weitestgehend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden.
Welche Krise als vergessen gilt, kann sich von Jahr zu Jahr ändern. Unterschiede gibt es auch je nach Organisation oder Behörde: Die Europäische Union definiert vergessene Konflikte anders als die Vereinten Nationen.
Beispiele für vergessene Krisen nach Kontinenten (Stand 2022/2023)
- Afrika: Hunger, gewaltsame Konflikte und Flucht: Besonders betroffen sind unter anderem die Demokratische Republik Kongo, Kamerun, der Südsudan und Burundi. Ein weiteres Beispiel für eine vergessene Krise: Zyklon Freddy. Der Wirbelsturm hinterließ Anfang 2023 in mehreren ostafrikanischen Ländern große Zerstörung; in den ohnehin sehr armen Ländern Malawi, Mosambik und Madagaskar gab es Hunderte Tote und Verletzte.
- Asien: Das Camp für geflüchtete Rohinyga in Cox's Bazar (Bangladesch) ist das größte der Welt. Hunderttausenden Menschen dort fehlt es an Nahrung, sauberem Wasser, Sanitäranlagen und medizinischer Versorgung. Und im Libanon herrscht eine so schwere ökonomische Krise, dass sich viele Familien kein Essen mehr leisten können.
- Südamerika & Karibik: Wirtschaftskrise, Hyperrinflation, kein Essen und kein Wasser: Aus Venezuela sind Millionen Menschen geflohen. Es ist die größte Flucht- und Migrationsbewegung in der jüngeren Vergangenheit Südamerikas. Auch in Kolumbien brodeln politische Konflikte und die soziale Ungleichheit wächst. Und der Inselstaat Haiti steht kurz vor einer Hungersnot, während kriminelle Banden weite Teile des Landes kontrollieren.
Zivilgesellschaftliche Initiativen sorgen dafür, vergessene Konflikte sichtbarer zu machen. Dazu gehört beispielsweise die Kampagne #nichtvergesser. Für unser Bündnis Aktion Deutschland Hilft steht fest: Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, dass wenig beachtete Krisen die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.
Quellen: ACAPS (Information Collector for Severity), Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen (UN OCHA), Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. (DGNV), Europäisches Amt für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO), Kampagne #InDenFokus (Stand: 04/2023)
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