von den Johannitern
Vergessene Krise in:
Kolumbien liegt im Norden von Südamerika. Ein langjähriger Konflikt prägt dort noch immer das Leben der Menschen.
Mehrere Jahrzehnte herrschte in Kolumbien ein bewaffneter Konflikt, bei dem mehr als 220.000 Menschen ums Leben kamen. Mehr als sieben Millionen Menschen waren aufgrund der Gewalt Vertriebene innerhalb ihres Heimatlandes.
Obwohl die Krise aus der Medienberichterstattung verschwunden ist, ist die Not der Menschen weiterhin groß. Zwar schlossen die Konfliktparteien 2016 ein erstes Friedensabkommen ab, doch es kommt weiterhin zu Anschlägen auf staatliche Einrichtungen und Kämpfen zwischen befeindeten Gruppierungen. Die Flucht hat viele Kolumbianer entwurzelt, von der lang andauernden Gewalt sind zahllose Menschen traumatisiert. Eine große Gefahr geht außerdem von Landminen aus.
In Kolumbien sind mehrere Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft aktiv:
- Wir helfen, Wohnraum für die kolumbianische Bevölkerung zu schaffen und beim Bau von Kindertagesstätten
- Wir leisten kranken und verletzten Menschen Soforthilfe und helfen, ein nachhaltiges Versorgungssystem in Gesundheitszentren aufzubauen
- Wir bauen sanitäre Anlagen und verteilen Hygieneartikel, um die hygienischen Bedingungen zu verbessern und das Ausbreiten von Krankheiten zu verhindern
- Wir unterstützen Menschen bei der Ausbildung zu Geburtshelfern und bei Weiterbildungen in den Bereichen Gesundheit und Erziehung
- Wir schaffen Beratungsstellen für Gewaltopfer, wo die Menschen rechtlich beraten werden und ihnen geholfen wird, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten
- Wir setzen uns für die Integration von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen aus Venezuela ein
- Wir bilden Männer und Frauen zu Minenräumern aus und sensibilisieren die Bevölkerung für die Gefahren durch Landminen
Gewalt und Flucht haben weite Teile der kolumbianischen Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten entwurzelt und traumatisiert. Viele Betroffene suchten in den Großstädten Unterschlupf. Trotz eines Friedensabkommens ist der Konflikt nicht beendet. Aus der weltweiten Berichterstattung ist die Not der kolumbianischen Bevölkerung fast verschwunden.
Eine kürzlich eingeweihte Kita in Medellín soll Kindern und ihren geflüchteten Eltern helfen, mit der angespannten Situation zurechtzukommen und ihnen einen Start in eine bessere Zukunft ermöglichen.
Nachdem 2015 der Grundstein gelegt worden war, konnte im April 2017 feierlich die neue moderne Kindertagesstätte in der kolumbianischen Metropole eingeweiht werden. Die lokale Partnerorganisation Las Golondrinas hat mit Unterstützung der Johanniter die Kita errichtet und wird diese fortan betreiben.
Lokale Partnerorganisation betreut Kinder in Armenviertel
Sie trägt den Namen des umliegenden Armenviertels "Llanaditas". Über 300 Kindern bis sechs Jahre wird dort das geboten, was ihnen in Medellín meist verwehrt bleibt: ein kindgerechter Ort und professionelle Betreuung.
Sie erhalten bis zu vier Mahlzeiten pro Tag, werden basismedizinisch versorgt, und die Eltern werden über gesunde Ernährung, familiäres Zusammenleben und kindliche Entwicklung durch die Mitarbeiter von Las Golondrinas beraten. Eine Schule für ältere Jahrgänge ist dem Gebäude angeschlossen, ein Bereich mit psychosozialer Betreuung hilft Familien, über Krisen, Probleme und traumatische Erlebnisse hinwegzukommen.
Binnenflüchtlinge: Kolumbien ist trauriger Spitzenreiter
Maria Cenedes hatte auf der Kita-Baustelle mit angepackt. Sie war vor zwanzig Jahren aus der nördlich gelegenen Provinz Urabá mit ihrer Familie nach Medellín geflüchtet, nachdem ihr Bruder von rechten Paramilitärs ermordet worden war. Zehntausende ereilte in den vergangenen Jahren ein ähnliches Schicksal.
Kolumbien ist trotz eines kürzlich vereinbarten Friedensabkommens trauriger Spitzenreiter bei der Zahl der intern Vertriebenen weltweit: Über sieben Millionen Menschen sind in den letzten 35 Jahren vor Gewalt und Krieg innerhalb des eigenen Landes geflüchtet.
220.000 Tote durch Kriege in Kolumbien
Dem längsten anhaltenden Konflikt in der westlichen Hemisphäre sind in den vergangenen 50 Jahren mehr als 220.000 Menschen zum Opfer gefallen. Die Zahl könnte laut Beobachtern wegen systematischen Verschwindenlassens deutlich höher liegen, noch immer werden Massengräber gefunden.
Vertrieben vom eigenen Land suchten die Menschen vor allem in den Großstädten Schutz und siedelten sich meist in Elendsvierteln an. Diese werden jedoch oft von kriminellen Banden oder bewaffneten Gruppen kontrolliert. Die Regierung unter Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos und die Rebellengruppe FARC haben in ihrem Friedensvertrag eine Opferentschädigung unter anderem mit dem Ziel vorgesehen, dass Vertriebene wieder auf ihr Land zurückkehren können.
Die wenigsten Betroffenen glauben jedoch an eine schnelle Umsetzung und an ein Ende der illegal bewaffneten Gruppen. Weiterhin existieren Rebellengruppen in ländlichen Gebieten, und rechte Paramilitärs, die offiziell vor über zehn Jahren demobilisiert wurden, terrorisieren unter anderem Namen zahlreiche Gemeinden. Sie kontrollieren den lukrativen Drogenhandel im Land und finanzieren sich über den Rohstoffabbau.
Eine hoffnungsvollere Zukunft für Kinder & Familien
"Ich war damals schwanger und alleinstehend", erinnert sich Maria. Arbeiten und gleichzeitig auf die Kinder aufpassen, war kaum vereinbar. Zudem studierte sie noch, um beruflich im Leben weiterzukommen. Umso mehr freute sie sich, dass sie das Studium durch die Arbeit auf der Baustelle finanzieren und gleichzeitig ihre Familie unterstützen konnte. Vor allem langfristig: "Ich bin stolz darauf, ein Kinderzentrum zu bauen, in das in Zukunft meine Tochter geht", sagt Maria.
Kinder in Kolumbien: Besser lernen und aufwachsen
Schon 2013 haben Las Golondrinas und die Johanniter in einem Medellíner Stadtviertel eine ähnliche Kindertagesstätte fertiggestellt und feierlich eröffnet. Im nordwestlichen Department Córdoba werden mehrere Kindertagesstätten sowie vier ländliche Gemeinden bei der Ausstattung und durch Renovierungsarbeiten unterstützt. Mehr als 4.600 Kinder erhalten dort eine Betreuung von den Golondrinas und können in Zukunft unter deutlich besseren Bedingungen aufwachsen und lernen.
+++ Spendenaufruf +++
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