Professionelle Hilfe bedarf der professionellen Vorbereitung
Dass Hilfe helfen soll, ist eigentlich eine Binsenweisheit. Eigentlich. Leider gibt es jedoch in der Geschichte der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit genug Beispiele dafür, dass Hilfe auch Schaden anrichten kann. Um das möglichst auszuschließen, gilt ein Grundsatz: Professionelle Hilfe bedarf der professionellen Vorbereitung. „Für uns ist es unumgänglich, die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Zusammenhänge vor Ort genau zu kennen“, sagt Manuela Roßbach, Geschäftsführerin von Aktion Deutschland Hilft. „Unser Bündnis hat dabei den unschätzbaren Vorteil, dass viele unserer Mitgliedsorganisationen über internationale Strukturen verfügen und in den betroffenen Ländern Büros unterhalten.“
Zusätzlich könne man auf lokal ansässige Partner zurückgreifen, um weitere Informationen über die Verhältnisse einzuholen. Problematisch kann es nämlich zum Beispiel dann werden, wenn sich Hilfsorganisationen ohne Kenntnis der entsprechenden Strukturen unter Druck gesetzt fühlen und in Aktionismus verfallen. Denn natürlich erwarten viele Spender, dass möglichst schnell und sichtbar etwas mit ihrem Geld passiert. Doch neue Häuser dürfen keinesfalls planlos und übereilt errichtet werden. Womöglich werden wichtige Umweltaspekte außer Acht gelassen, wird illegaler Holzeinschlag vorgenommen oder ein neues Raumordnungsverfahren schlichtweg ignoriert, nach welchem die Häuser dort gar nicht stehen dürften. Die Folge: Die Gebäude müssten wieder abgerissen werden – der Alptraum eines jeden Nothelfers.
Fundierte Kenntnisse sind das A und O
Ähnlich fatal wäre es, wenn die Hilfe den Falschen erreicht. Viele Spender fürchten, dass ihre Spenden oder Hilfsgüter nicht denen zugute kommen, die sie am nötigsten haben. Auch hier gilt wieder: Fundierte Kenntnisse der Gegebenheiten sind das A und O. Vor der Verteilung von Hilfsgütern loten die Mitgliedsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft daher ganz genau die jeweiligen Bedürfnisse aus und legen eine Verteilungshierarchie fest. Zentrale Frage dabei: Wo sind jene Frauen und Kinder, jene Kranken und Schwachen, die die Hilfe besonders benötigen? Präzise Berechnungen sollen zudem ausschließen, dass zu wenige Hilfsgüter vorhanden sind – denn auch dann kann es zu einer ungleichen Verteilung kommen.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass falsche Hilfsmaßnahmen einheimische Märkte oder traditionelle Anbaumethoden bedrohen – unter anderem dann, wenn Beginn und Ende der Nahrungsmittelverteilung falsch gewählt worden sind. Oder wenn sich die Hilfsorganisationen beim Bau neuer Häuser auf Angebote von internationalen Firmen einlassen, die dabei natürlich das große Geld wittern. „Unser Ziel ist nachhaltige Hilfe und keine Störung des Marktes“, sagt Christoph Ernesti, Leiter des Aktion Deutschland Hilft-Büros in Sri Lanka. „Deswegen beteiligen wir die Menschen am Wiederaufbau und nutzen die Ressourcen des Landes. Material hier zu kaufen und die einheimischen Arbeitskräfte einzubinden, ist wichtig. Es stärkt die Strukturen dauerhaft, bringt den Menschen Arbeit und erschließt Perspektiven.“
Vor einem Dilemma stehen viele Hilfsorganisationen, wenn es um den Einsatz inmitten eines Bürgerkriegs geht. Einerseits ist es dort, wo es zu Menschenrechtsverletzungen oder gar zu Völkermord kommt, häufig unvermeidbar, dass die internationale Gemeinschaft aus humanitären Gründen zu militärischen Interventionen greift. Andererseits besteht für die Hilfsorganisationen die Gefahr, ein Teil der Kriegsmaschinerie zu werden und zu einer „Humanisierung des Krieges“ beizutragen – ihn also leichter führbar und ethisch vertretbar zu machen. Denn nicht selten lagern hinter humanitären Motiven letztlich machtpolitische Interessen. Manuela Roßbach stellt klar: „Prinzip unserer Arbeit ist, dass weder die Betroffenen noch unsere Mitarbeiter zu Schaden kommen.“
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