Jean Ziegler ist ein Mann der klaren Worte. „Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet“ ist einer der bekanntesten Sätze des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Nahrung. Ziegler ist bekannt für sein ausuferndes Engagement sowie seinen mitreißenden Zorn – und so ist es auch kaum verwunderlich, dass bei ihm in Zeiten der globalen Hungerkrise beide Eigenschaften ganz besonders zum Ausdruck kommen. So verurteilte der Schweizer jüngst insbesondere die Verwendung von Nahrungsmitteln für die Herstellung von Biosprit und die Agrarsubventionen in den USA und der EU. Der französischen Zeitung „Libération“ sagte Ziegler, dass für die Menschen in den armen Ländern die stark gestiegenen Lebensmittelpreise „eine Frage des Überlebens“ seien – und geißelte zugleich die Herstellung von Biotreibstoffen als „Verbrechen gegen die Menschheit“.
Jean Ziegler reichte der UNO einen Antrag auf ein Bio-Sprit-Moratorium für fünf Jahre ein. Außerdem warnte er vor den Folgen von weiteren Preissteigerungen im Nahrungsmittelbereich. Mit jeder Preissteigerung der Grundnahrungsmittel um ein Prozent würde 16 Millionen Menschen mehr an Unterernährung leiden. Jedes Jahr kämen zwölf Millionen zu den heute schon 854 Millionen Unterernährten dazu. Von diesen wiederum sterben laut Ziegler jährlich etwa 36 Millionen.
Dominique Strauss-Kahn steht Jean Ziegler in wenig nach. Auch der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist bekannt dafür, schon mal drastische Formulierungen zu wählen. „Das Schlimmste liegt leider vielleicht noch vor uns“, sagte er. „Hunderte Millionen Menschen werden betroffen sein.“ Mit der Destabilisierung der Demokratie steige das Kriegsrisiko und die Geschichte sei voller Kriege, die mit solchen Problemen angefangen hätten.
Gründe für die Nahrungsmittelkrise
Nach einer Klassifikation der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gibt es für die Nahrungsmittelkrise mehrere Gründe:
Die durch den Klimawandel bedingte Erderwärmung verhindert eine Steigerung der Getreideproduktion.
Die weltweiten Nahrungsmittelreserven sind so gering wie seit 25 Jahren nicht mehr. Im Jahre 2008 wird ein weiterer Rückgang um fünf Prozent prognostiziert.
Die Nachfrage nach hochwertigen Nahrungsmitteln steigt in China und Indien weiter an. Nach FAO-Angaben hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch in China in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Für ein Kilo Fleisch seien etwa sieben Kilo Getreide notwendig.
100 Millionen Tonnen Nahrungsmittel werden jährlich für die Herstellung von Ethanol oder Bio-Diesel verwendet. Nach Angaben des FAO-Chef Jacques Diouf müssten vor diesem Hintergrund dringend die Vorteile von Bio-Sprit gegen die Nachteile abgewogen werden.
Der gestiegene Ölpreis schlägt sich auf die Transportkosten nieder. Länder, die Getreide für die Grundversorgung importieren müssen, trifft dies hart.
Auch Spekulationen an den internationalen Märkten, z.B. auf dem Getreidemarkt Chicago, sind für die internationalen Preissteigerungen mitverantwortlich.
Maßnahmen gegen den Hunger
Der Weltagrarrat IAASTD stellte kürzlich einen Maßnahmenkatalog vor, wie dem Hunger und der Armut zu begegnen seien:
An die regionalen Gegebenheiten angepasste Landnutzung. Hierdurch wird die Agrarwirtschaft der Entwicklungsländer gestärkt. Insbesondere traditionelle Produktionsmethoden und Saaten sollen gefördert werden
Entwicklung eines globalen Überwachungssystems zur besseren Vermeidung und Bewältigung von Nahrungsmittelkrisen
Neuausrichtung der industriellen Landwirtschaft, da diese großflächige Verunreinigungen und Verschwendung von Ressourcen befördert
Subventionierung von nachhaltiger Landwirtschaft, sowie von Hilfsprogrammen für Frauen in Entwicklungsländern sowie die Förderung des Umweltschutzes
Stärkung von Agrarforschung, die speziell den Entwicklungsländern nützt
Verantwortungsvoller Umgang mit Bio-Kraftstoffen, da die Verwendung von Pflanzen zur Kraftstoffgewinnung Preiserhöhungen im Nahrungsmittelsektor nach sich ziehen kann
Mitgliedsorganisationen sind im Einsatz
Zahlreiche Bündnispartner von Aktion Deutschland Hilft versuchen intensiv, dieser Entwicklung gegenzusteuern. So unterstützte zum Beispiel World Vision Deutschland im Jahr 2006 insgesamt 82 regionale Entwicklungsprojekte, von denen 80 Prozent Menschen dienen, die überwiegend von der Landwirtschaft leben oder als Saisonarbeiter in der Landwirtschaft beschäftigt sind. Steigende Preise für Mais, Reis und Getreide können für die Kleinbauern aber auch eine Chance sein. Voraussetzung dafür ist aber, dass sie mehr produzieren können, als sie für den Eigenbedarf benötigen und dass sie Zugang zu Märkten haben.
Auch CARE ist aktiv: In Somalia versorgt die Hilfsorganisation derzeit 660.000 Menschen mit Nahrungsmitteln und plant ab Juni weitere 200.000 Menschen zu versorgen. In Kenia stellte CARE Trinkwasser in den am meisten betroffenen Gebiete bereit und löste dadurch bestehende Konflikte um den Zugang zu Wasser. Um die Existenzgrundlagen der armen Viehhirten in Äthiopien zu schützen, verteilt CARE Viehfutter.
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