Nachhaltige Hilfe im Kampf gegen die Nahrungsmittelkrise
Die Nahrungsmittelkrise greift weiterhin um sich und sorgt gerade in den ärmeren und armen Ländern für oftmals lebensgefährliche Zustände. Daher ist die Sicherstellung von Nahrungsmitteln eine der größten Herausforderungen, der sich die Hilfsorganisationen dieser Tage stellen müssen. Dabei geht es längst nicht nur um die sofortige Bereitstellung von Lebensmitteln in Notsituationen, sondern vielmehr um langfristige Projekte, dank derer die Betroffenen ihre Existenz selbst sichern können. Wir zeigen Beispiele einiger unserer Mitgliedsorganisationen.
Bei AWO International etwa ist Nahrungsmittelsicherheit fester Bestandteil aller Projekte im indischen Bundesstaat Maharashtra. Obwohl Maharashtra einer der reicheren Bundesstaaten Indiens ist, breiten sich – bedingt durch Klimaänderungen und verfehlte Agrarpolitik – Dürregebiete aus. Die geringe landwirtschaftliche Produktivität und das minimale Einkommen der Bauern drücken sich aktuell in einer landwirtschaftlichen Produktionskrise und einem dramatischen Anstieg verschuldeter Bauernfamilien aus. Viele Bauern sind so verzweifelt, dass sie keinen anderen Ausweg als den Selbstmord sehen. So nahmen sich zwischen 2001 und 2006 etwa 130.000 indische Bauern das Leben. Besonders betroffen sind die Dürreregionen des Bundesstaats Maharashtra: In den sechs Distrikten von Vidharbha lag die Zahl der Selbstmorde von Bauern im Jahr 2006 rund 25mal so hoch wie noch 2001. Da der Titel „Bauer“ an Landbesitz geknüpft ist, werden die Selbstmorde von Landlosen oder Frauen von dieser Statistik gar nicht erst erfasst.
„Die Kleinst- und Kleinbauern verkaufen ihre eigenen Ressourcen aus“, erklärt Eileen Gehrke, Referentin für Entwicklungszusammenarbeit mit Indien und Nepal bei AWO International. „Während die Kosten der Produktion steigen, sinken die Preise, die die Bauern für ihre Produkte erzielen.“ Monokulturen und exportorientierte Landwirtschaft sind für die meisten Bauern kaum zu finanzieren. (Gen-)Saatgut und spezielle Dünger sind so teuer, dass die Bauern immer stärker in ihre Felder investieren müssen. Viele Bauernfamilien müssen Kredite aufnehmen und da sie kaum Sicherheiten haben, können sie sich meist nur an private Geldverleiher mit extrem hohen Zinsen wenden. Klimabedingte Missernten, eine hohe finanzielle Belastung durch Kredite und Zinsen sowie der Fall der Weltmarktpreise bedrohen ihre Existenz.
Gemeinsam mit verschiedenen Partnerorganisationen unterstützt AWO International eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft, die den lokalen Verhältnissen vor Ort angepasst ist. Durch Beratung und Ausbildung können Kleinst- und Kleinbauern mit relativ geringem (finanziellen) Einsatz und ohne chemische Dünger ihre Produktion so steigern, dass die Familien das ganze Jahr genügend Nahrung zur Verfügung haben. Traditionelles Wissen und traditionelle Anbaumethoden stehen dabei im Vordergrund. Gleichzeitig erschließen die Familien zusätzliche Einkommensquellen. Außerdem erhalten sie die Chance, ihre landwirtschaftlichen Produkte selbst weiterzuverarbeiten und so an Wertschöpfungsketten teilzuhaben. Sie pressen beispielsweise Senfsamen und erzielen mit dem Verkauf des Öls höhere Preise als mit dem Verkauf der Senfsamen.
Verbesserte Techniken, sparsame Systeme
Auch CARE ist in Sachen Nahrungsmittelsicherung aktiv: Die Organisation errichtet unter anderem Ernährungszentren und schult in ertragreicheren Anbaumethoden, verteilt Saatgut und versucht durch den Aufbau von Getreidespeichern sowie Spar- und Produktionsgemeinschaften Klimaänderungen besser zu meistern. In Kambodscha etwa ist die Organisation seit Dezember 2007 in Ratanakiri im Einsatz. In dem eigentlich kaum bewohnten Gebiet haben sich in den letzten Jahren aufgrund einer neuen Siedlungspolitik der Regierung viele Familien auf der Suche nach Land und Bodenschätzen niedergelassen. Da durch Abholzung Erosion beschleunigt und so fruchtbarer Boden weggeschwemmt wird, wurde die Region durch den Bevölkerungswachstum ökologisch unter Druck gesetzt. Das Resultat: Der Anbau von Gemüse wird immer schwieriger. Und dort greift CARE ein. Mit Hilfe verbesserter Anbautechniken, effektivem Management und sparsamen Bewässerungssystemen erzielen die Einwohner einen höheren Ertrag ihrer Feldfrüchte. Den Überschuss können sie dann auf dem Markt verkaufen, wobei CARE ihnen hilft, einen besseren Zugang zu den lokalen und nationalen Märkten zu erreichen. Dazu zeigt die Organisation ihnen, wie sie die Qualität ihrer Produkte steigern und beispielsweise Genossenschaften gründen und Kredite erhalten können. Dazu gibt CARE Tipps zu neuen Methoden der Viehzucht, zur Verbesserung der Anbauprodukte und zur richtigen Ernährung. Das langfristige Projekt ist voraussichtlich bis Mai 2010 angelegt.
HELP dagegen unterstützt momentan 12.000 Familien beim Anbau von Süßkartoffeln mit Setzlingen, Düngemitteln und Bewässerungssystemen in Simbabwe. Denn das afrikanische Land leidet unter der Misswirtschaft des Mugabe-Regimes, über 70 Prozent der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Das Gemüse wird im Hausgarten abgebaut. Jede auserwählte Familie erhält 220 Setzlinge, von denen sie in kurzer Zeit wieder Ableger ziehen kann. So kann Anbau und Ertrag ausgebaut werden. Gibt es einen Ernteüberschuss, kann dieser verkauft werden. Die Vermarktung wird in einem Club organisiert, den die Süßkartoffel-Bauern eigens gegründet haben. Mehrere Bauern mieten sich einen Lkw, mit dem sie dann ihre Ware auch auf entfernte Märkte transportieren können.
Schulungen für Mütter
World Vision ist unter anderem in der regionalen Entwicklung aktiv. Einer der Schwerpunkte ist Ernährung und Landwirtschaft. Dabei werden etwa Saatgut und Werkzeuge bereitgestellt. Zusätzliche Schulungen und verbesserte Methoden in Land- und Viehwirtschaft führen zu einer Steigerung der Ernteerträge sowie der Qualität der Produkte. Mütter werden in der richtigen Zubereitung der Nahrung geschult und legen eigene Gemüsegärten an. Verbesserte Lager- und Vermarktungsmöglichkeiten helfen den Familien, Dürreperioden oder Ernteausfälle zu überstehen. Im Jahr 2006 unterstützte World Vision insgesamt 82 regionale Entwicklungsprojekte, von denen 80 Prozent Menschen dienen, die überwiegend von der Landwirtschaft leben oder als Saisonarbeiter in der Landwirtschaft beschäftigt sind.
ADRA unterstützt seit Januar 2008 ein Projekt im Südsudan, das eine nachhaltige Sicherung von Nahrungsmitteln für 2000 Familien ermöglicht. Durch die schweren Unruhen waren vor allem im Süden des Landes viele Menschen geflohen. ADRA unterstützt Rückkehrer mit Saatgut, Werkzeug und Lebensmitteln. Oberstes Ziel ist es, dass sich die Menschen langfristig selber ernähren können. Dafür wurden 1000 Bauern auserwählt und ihnen gezeigt, wie man Felder bestellt, Lebensmittel anbaut und wann man diese erntet. Dazu erhält jeder Teilnehmer Saatgut und Werkzeug.
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