Über ein Jahr ist es bereits her, dass Orkan Kyrill über Europa fegte. Mitte Januar 2007 wütete der Orkan über Europa mit Spitzenböen von 225 Stundenkilometern. Insgesamt kamen 34 Menschen zu Tode, allein in Deutschland gab es 13 Todesopfer, darunter Feuerwehrhilfskräfte, Autofahrer und Kinder – es wurden über 700 Verletzte gezählt. Die Rettungskräfte waren 13.000 Mal im Einsatz; bei den folgenden Aufräumarbeiten starben weitere Menschen. Die finanzielle Schadenshöhe in Deutschland wird auf mindestens acht Milliarden Euro geschätzt. Kennzeichnend für den stärksten Sturm seit über 20 Jahren in Deutschland war seine raumgreifende, flächendeckende Ausdehnung.
Als Vorbereitung auf den Sturm wurden Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um den Schaden in Grenzen zu halten. So setzten Staat und Unternehmen bereits im Vorfeld nach den ersten Unwetterwarnungen verstärkt Personal ein zur Katastrophenvorbeugung. Flüge wurden abgesagt und Zugstrecken eingestellt, Brücken gesperrt, der Lehrbetrieb an Schulen und Universitäten fiel aus, Kindergärten wurden früher geschlossen. Das Frühwarnsystem griff an vielen Stellen. Trotz der Vorkehrungen saßen Tausende in Bahnhöfen fest. Am Tag nach dem Sturm trat phasenweise Hochwasser ein, wie zum Beispiel an der Ruhr. Trinkwasser- und Abwasserversorgung wurden nicht beeinträchtigt. Die Elektroversorgung hingegen wurde durch umgestürzte Hochspannungsleitungen in Teilgebieten der Bundesrepublik außer Kraft gesetzt.
So war beispielsweise Familie Hesmert-Sülberg, die mit ihren drei kleinen Kindern in Leveringhausen wohnt, einem kleinen Ort im Sauerland bei Balve, zunächst ohne Strom. „Wir wussten zunächst nicht, wie uns geschah, vom Gefühl her flog uns alles um die Ohren. Doch die Notversorgung mit Strom klappte einwandfrei, die Betreuung der Hilfskräfte war zeitnah und effektiv“, so Christina Hesmert. Rund um Leveringhausen sind allerdings die langfristigen Folgen für die Forstbestände exemplarisch. In Deutschland fielen 20 Millionen Kubikmeter Holz dem Sturm zum Opfer und gerade im Sauerland müssen riesige klaffende Lücken im Wald wiederaufgeforstet werden. Durch den Zusammenschluss der ortsansässigen Waldbauern wurden hier Maschinen angeschafft, die für den Abtransport der zahllosen abgeknickten Bäume, dem Sturmholz, auch jetzt noch im Einsatz sind. Im Hochsauerland setzt man derweil auf „Katastrophen-Tourismus“: Der Kyrill-Pfad in Willingen zeigt die Landschaft fast so, wie sie Kyrill hinterlassen hat.
Kyrill: Bilanz ein Jahr später
Ein Jahr nach Kyrill, am 16. Januar 2008 zieht der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg Bilanz: Die Waldschäden sind weitgehend beseitigt, 85 Prozent der Kyrill-Holzmengen, 12,5 Millionen Festmeter Holz sind verarbeitet. NRW setzte 200 Millionen Euro an Finanzmitteln frei, 95 Millionen Euro flossen aus den Solidarfonds der EU (übrigens mehr als in Griechenland für die Feuerschäden freigesetzt wurden), 95 Millionen gibt das Land NRW für Aufforstung. Subventioniert wird die Wiederaufforstung von Mischwäldern gegenüber preiswerten schnell wachsenden Fichten, um dem Klimawandel Rechnung zu tragen. Mischwald bietet den besten Schutz vor Sturmschäden. „Bezüglich Naturschutz und Klimawandel sind die Folgen von Kyrill durchaus auch als Chance für die biologische Vielfalt zu begreifen“, sagte der Umweltminister. Das Wiederaufforstungskonzept basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, was von Umweltschützern kritisiert wird.
Blick nach Bangladesch
Den Bogen zu schlagen von Deutschland zu einem der ärmsten Länder der Welt, fällt nicht leicht, hilft aber gerade durch diesen Gegensatz Erkenntnisse für die Tätigkeiten von Hilfsorganisationen vor Ort zu gewinnen. Bündnispartner wie die Johanniter, CARE, World Vision oder Help waren oder sind koordiniert für Aktion Deutschland Hilft in Bangladesch aktiv.
Eine Naturkatastrophe in einem Land, das über die Hälfte seine Einkünfte aus der Landwirtschaft bezieht, hat besonders verheerende Folgen, zumal die Infrastruktur durch regelmäßige Monsunüberschwemmungen grundsätzlich über keine solide Basis verfügt. Nur knapp 16 Prozent des Straßennetzes sind befestigt. Ein weiterer erschwerender Faktor besteht darin, dass es einen hohen Grad an Korruption auf Staatsseite gibt, wie die Organisation „Transparency International“ belegt
Klimatische, geographische, politische und infrastrukturelle Vorbedingungen taten ihr Übriges, dass Zyklon Sidr mit seinen Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km/h am 15. November 2007 zu verheerenden Auswirkungen vor allem in den Küstenregionen Bangladeschs führte. 3.300 Todesopfer sind zu beklagen, Millionen von Menschen verloren ihr Dach über dem Kopf. Zerstörte Waldgebiete und vernichtete Ernten führen zu einer gravierenden Perspektivlosigkeit in der Bevölkerung. Dringlichster Handlungsbedarf bestand zunächst aus der Verhinderung von Seuchen durch Leichen in den zerstörten Regionen. Dank der konzertierten Organisation der Bündnispartner wird wenig Zeit verloren und die erste erforderliche Nothilfe schnell eingeschätzt und verteilt.
Albrecht Hartmann, Bereichsleiter Internationale Programme bei World Vision, berichtet von Fischerfamilien, die zur Sicherung ihrer Existenz in neuen Kooperativen mit neuen Booten und Ausrüstung ausgestattet werden. Starthilfen für Kleingewerbe, die auch von Frauen genutzt werden, sind anvisiert zur Stabilisierung der Lage. In weiteren World Vision-Projekten wird die Bevölkerung im Bereich der Wasserhygiene ausgebildet, um Krankheiten vorzubeugen. Die Unterstützung des Wiederaufbaus, Ausbildung der Einheimischen zur medizinischen Erstversorgung und generelle „Hilfe zur Selbsthilfe“ sollen gewährleistet werden. Im Gegensatz zur deutschen Situation müssen hier Strukturen generell stabilisiert werden. Es geht um grundsätzliche Lebenshilfe, nicht um die Zahlungshöhe der Versicherungen.
Schwierige Rahmenbedingungen kontrolliert auffangen
Klimatische Erschwernisse, Korruption, generelles Missmanagement, fehlendes Training des Personals vor Ort, schlechte Infrastruktur, unsichere politische Rahmenbedingungen, fehlende Koordinierung der Einsatzprogramme, Zusammenbruch von Kontrollsystemen und Kollaps der örtlichen Gesundheitsversorgungen – dies alles sind Faktoren, die einen Einsatz der Katastrophenhilfe erheblich beeinträchtigen können.
Entscheidend sind eine langfristige Entwicklungszusammenarbeit, konzertierte Zusammenarbeit aller Staaten, und festgelegte Richtlinien von humanitären Standards und deren nachhaltige Umsetzung und Qualitätskontrollen. Das Handbuch „The Sphere Project – Humanitarian Charter and Minimum Standards in Disaster Response“ ist hierbei eine wegweisende Publikation.
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