von Aktion Deutschland Hilft
Seit März 2024 ist Maria Rüther neue Hauptgeschäftsführerin von Aktion Deutschland Hilft. Sie tritt die Nachfolge von Manuela Roßbach an. Maria Rüther ist bereits seit rund 20 Jahren Teil des Bündnisses. In dieser Zeit hat sie im Aktionsbüro unter anderem die Abteilung Kommunikation geleitet und war zuletzt als stellvertretende Geschäftsführerin und Personalreferentin tätig.
Im Interview spricht sie über die Arbeit des Bündnisses und die aktuellen Herausforderungen angesichts zunehmender globaler Krisen.
Aktion Deutschland Hilft: Frau Rüther, welche Erfahrungen haben Ihren bisherigen Weg bei Aktion Deutschland Hilft geprägt?
Maria Rüther: Seit ich 2005 zu Aktion Deutschland Hilft gestoßen bin, habe ich das Bündnis – und damit meine ich die Organisationen und unsere Mitarbeiter:innen im Aktionsbüro – als äußerst dynamisch erlebt, was mich nach wie vor beeindruckt und motiviert. Damals konnte man nur erahnen, welches Potenzial im Ansatz "gemeinsam schneller helfen" steckt.
Im Laufe der Zeit ist es uns gelungen, immer mehr Menschen von den Vorteilen eines gemeinsamen Spendenaufrufs und der kollektiven Zusammenarbeit für Menschen in Not zu überzeugen. Heute bin ich sehr froh, ein Teil dieser Idee zu sein, die so gut gefruchtet hat.
Die vergangenen Jahre waren von weltweit zunehmenden Kriegen, Konflikten und Katastrophen geprägt. Wie hat sich das auf die Arbeit des Bündnisses ausgewirkt?
Die Arbeit des Bündnisses hat sich in den vergangenen Jahren entscheidend ausgeweitet – trotz und wegen der zunehmenden Notlagen. Unsere Bündnisorganisationen haben mit ihren Hilfsprojekten so viele Menschen erreicht wie noch nie. Über 527 Millionen Euro Spenden konnte Aktion Deutschland Hilft allein in den letzten drei Jahren in konkrete Hilfe umsetzen.
Das verdanken wir natürlich auch der Solidarität und Spendenbereitschaft der Menschen in Deutschland – für die wir sehr dankbar sind.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die humanitäre Hilfe und insbesondere für Aktion Deutschland Hilft in den kommendenJahren?
Angesichts der weltweiten Verschärfung von Hunger, Flucht, der Klimakrise und der kriegerischen Konflikte wird die Bedeutung von Not- und Katastrophenhilfe in den kommenden Jahren stark zunehmen. Schon heute ist jeder 22. Mensch weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Diese Zahl ist beunruhigend, macht aber auch deutlich, wie wichtig die Arbeit von Hilfsorganisationen ist und in Zukunft sein wird.
Gleichzeitig steht die internationale Hilfe vor großen Finanzierungsproblemen. Viele Geberländer kürzen zunehmend ihre Mittel. Der UN-Hilfsplan für Jemen zum Beispiel war schon 2021 nur zu 62 Prozent gedeckt, was dramatische Folgen für die Menschen hatte. 2023 waren es dann sogar nur noch 38 Prozent. Solche Rückschritte sind katastrophal. Auch die Bundesregierung sieht im aktuellen Haushalt drastische Kürzungen für humanitäre Hilfe vor.
Man darf sich nichts vormachen: Am Ende betreffen solche Kürzungen ganz konkret das Leben in Not geratener Menschen.
Hat das Bündnis eine Strategie, um den langfristigen Herausforderungen zu begegnen?
Die zukünftige Arbeit unseres Bündnisses fußt auf drei Säulen: Wir wollen weiterhin als spendensammelndes Bündnis eine stabile finanzielle Grundlage schaffen, nicht nur damit unsere Mitgliedsorganisationen schnell auf akute Notlagen reagieren können, sondern auch damit wir in der Katastrophenvorsorge Nachhaltiges bewirken.
Darüber hinaus fördern wir eine noch effizientere und umfangreichere Zusammenarbeit innerhalb des Bündnisses, auch mit Blick auf Lokalisierung humanitärer Hilfe, also dem Einbezug lokaler Partner und Menschen in Ländern des globalen Südens bei der Gestaltung von Hilfsprojekten. Drittens setzen wir auch auf Professionalisierung durch Digitalisierung – hier wie auch unsere Organisationen in den Projekten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Lesen Sie hier unsere Pressemitteilung zur neuen Führungsstruktur bei Aktion Deutschland Hilft.
Danke Manuela Roßbach!
78 Tage dauerte der Kosovo-Krieg. Es war der erste Nato-Kampfeinsatz und das erste Mal nach dem Zweiten Weltkrieg, dass deutsche Soldaten kämpften. Und es war der Anlass zur Gründung unseres Bündnisses Aktion Deutschland Hilft. 25 Jahre ist das jetzt her.
Manuela Roßbach, Sozialwissenschaftlerin und damals Geschäftsführerin einer internationalen Hilfsorganisation, ärgerte sich. "Im ZDF wurde zu Spenden für zwei Organisationen aufgerufen, die eine war so klein, dass sie von der Spendenflut überfordert war", erinnert sie sich. Bei den deutschen Hilfswerken ist damals das Verhältnis zwischen der vorhandenen Hilfskapazität und der tatsächlichen Spendenverteilung vollkommen aus den Fugen geraten.
Von einer Idee zum Erfolg
Die Idee: Eigentlich konkurrierende Hilfsorganisationen sollten künftig gemeinsam um Spenden bitten – und die eingehenden Spenden nach ihrer Kapazität für Hilfeleistungen vor Ort unter den beteiligten Organisationen aufgeteilt werden. "Was anfangs kritisch beobachtet wurde, entwickelte sich schnell zu einem Erfolg", freut sich Manuela Roßbach.
Weitere Mitgliedorganisationen kamen im Laufe der Jahre hinzu und die Spender:innen fanden den Teamgedanken gut. "Die Bündnisse in Großbritannien und in der Schweiz waren unsere Vorbilder", erinnert sie sich, "und heute sind wir Vorbild für Bündnisse in und außerhalb Europas." Einen Zusammenschluss der Emergency Appeal Alliance (EAA) hat unsere langjährige Geschäftsführerin und Vorständin auch noch gegründet. Und gemeinsam mit der Ruhruniversität Bochum und der Fachhochschule Münster eine Akademie für die Qualifizierung von humanitären Helfer:innen.
Gemeinsame Hilfe nach über 60 humanitären Katastrophen
Bei über 60 Katastrophen – Erdbeben, Tsunamis, Überschwemmungen, Dürren und Kriegen – war unser Bündnis bereits im Einsatz. Millionen Menschen erhielten Hilfe, Tausende Häuser, Schulen, Krankenhäuser konnten wiederaufgebaut werden, Brunnen gebohrt, Medikamente geliefert und Rettungseinsätze koordiniert werden.
Bevor Manuela Roßbach in den Ruhestand geht, ist sie noch für Sonderaufgaben zur Stelle, doch den Staffelstab hat sie bereits an ihre langjährige Stellvertreterin Maria Rüther übergeben.
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+++ Spendenaufruf +++
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