von Aktion Deutschland Hilft
Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (World Food Programm; WFP) gibt es auf der Welt genügend zu essen, um die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren. Doch die Nahrung ist ungleich verteilt. Und die Ursachen für Hunger und Hungersnöte sind vielfältig und komplex.
Mit dem WDR ruft Aktion Deutschland Hilft auch in diesem Jahr zu Spenden auf. Das Motto: Gemeinsam gegen den Hunger in der Welt.
Hunger: Eine vielschichtige Katastrophe
Als Hauptursachen für Hungersnöte gelten Kriege und Konflikte, die Auswirkungen der Klimakrise sowie wirtschaftliche Krisen und Armut. Blickt man auf Länder, die von einer Hungersnot betroffen sind, treffen oft mehrere Gründe gleichzeitig zu.
Obwohl es auf der Erde eigentlich genug Nahrung für alle Menschen gibt, haben sehr viele nicht genug zu essen. Die Gründe für Hunger sind vielfältig. Zum Beispiel hungern viele Menschen, die in Armut leben. Sie haben nicht genug Geld, um sich Essen zu kaufen.
Dürren und andere Katastrophen können Ernten zerstören und dazu führen, dass es einer Region zu wenig Lebensmittel gibt. Auch wirtschaftliche und politische Entwicklungen können Hungersnöte verursachen.
Kriege und Klimakrise verstärken den Hunger
- Konflikte: Kriege wie im Jemen oder im Nahen Osten sind den Vereinten Nationen zufolge die Hauptursache dafür, dass immer mehr Menschen in akute Ernährungsunsicherheit geraten.
- Klimakrise: Zudem leiden immer mehr Menschen aufgrund der Klimakrise unter Hunger. Überschwemmungen, Dürren, Hitzewellen und Starkregen tragen dazu bei, dass Lebensgrundlagen wie Felder, Ernten und Nutzvieh verloren gehen.
- Flucht: Besonders häufig von Hunger betroffen sind Familien, die fliehen mussten – sei es vor Krieg und Gewalt oder den Auswirkungen des Klimawandels.
- Armut: Auch Wirtschaftsschocks, etwa infolge der Corona-Pandemie oder aufgrund des Krieges in der Ukraine , führen zu mehr Hunger. Vor allem dann, wenn Lebensmittelpreise in schwindelerregende Höhe steigen.
Der Teufelskreis aus Armut und Hunger
Armut und Hunger bedingen sich gegenseitig. Wer arm ist, leidet oftmals an Hunger und wer hungert, kann meist nur eingeschränkt arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ohne Geld oder die Möglichkeit, selbst Nahrung zu kultivieren, kann ein Mensch sich nicht ernähren. Ein Teufelskreis.
Wie sich Wirtschaft und Politik auf Hungersnöte auswirken
Nahrungsmittelpreise am Weltmarkt können sehr stark schwanken. Betroffen davon sind vor allem die Menschen in den ärmsten Gebieten der Welt. Dort werden Lebensmittel rasch unerschwinglich teuer. Auch wirtschaftliche und politische Bedingungen spielen eine Rolle: Arme oder hochverschuldete Staaten können kaum in landwirtschaftliche Entwicklung oder das Bildungs- und Gesundheitswesen investieren.
Der Magen macht sich bemerkbar und die Konzentration sinkt allmählich – mit Hunger meinen viele Menschen das Gefühl, das entsteht, wenn sie einige Stunden keine Nahrung zu sich genommen haben.
Doch ab wann wird Hunger zu einem ernstzunehmenden Problem? Wann spricht man von Unter-, wann von Mangelernährung? Und was ist eigentlich versteckter Hunger? Einen Überblick über die wichtigsten Definitionen finden Sie hier.
Während die meisten Menschen im sogenannten Globalen Norden beim Verspüren von Hungergefühlen einfach in den Kühlschrank greifen können, begleitet Hunger viele Menschen in Ländern wie Sudan, Nigeria oder Bangladesch durch den Alltag. Naturkatastrophen, Armut sowie Krisen und Konflikte führen dazu, dass es in verschiedenen Regionen der Welt strukturellen Hunger gibt.
Hunger ist nicht gleich Hunger. Um das Ausmaß innerhalb einer Bevölkerung feststellen zu können, hat das World Food Programme (WFP) die fünf Stufen einer Hungerkrise festgelegt. Erfahren Sie mehr!
Mangel- und Unterernährung schaden dem Körper und macht ihn anfälliger für Infektionskrankheiten. Im schlimmsten Fall führt Hungerleiden zum Tod. Akuell sind rund 1,33 Millionen Menschen akut von einem Hungertod bedroht.
Menschen, die von Hunger betroffen sind, haben häufig auch mit wirtschaftlichen und sozialen Folgen zu kämpfen. Wird das Geld knapp, müssen viele an Existenzgrundlagen wie Bildung sparen oder Teile ihres Besitzes verkaufen – um sich kurzfristig Nahrung leisten zu können. Die Folge: Diese Menschen geraten noch weiter in eine Spirale aus Armut, die sich wiederum auf die soziale Teilhabe auswirkt.
Hier erfahren Sie mehr über den Teufelskreis der Armut.
Quelle: Vereinte Nationen
Laut UN Food Waste Index Report 2024 landen weltweit mehr als eine Milliarde Tonnen Nahrungsmittel in der Tonne – weitere gehen während der Produktion, Ernte oder Lagerung verloren. Dabei könnten 1,26 Milliarden Menschen mit den Lebensmitteln ernährt werden, die jedes Jahr verloren gehen oder verschwendet werden. Das wären mehr als 15 Prozent der Weltbevölkerung.
Fest steht: Um Ernährungskrisen wirksam entgegenzutreten und stabile Ernährungssysteme sicherzustellen, müssen diese wertvollen Ressourcen besser geschützt werden.
Ein gutes Beispiel für die Eindämmung der Lebensmittelverschwendung, ist die Arbeit der Tafeln. Sie verteilt Nahrungsmittel, die nicht mehr verkauft werden an Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Und die Hilfe kommt an: Allein in Nordrhein-Westfalen werden mehr als eine halbe Million armutsbetroffene Menschen unterstützt.
Quelle: Vereinte Nationen
Weltweit sind 47,8 Millionen mehr Frauen als Männer von einer mittelschweren oder schweren Nahrungsmittelunsicherheit betroffen. Während Covid-19 war der Unterschied sogar noch größer: 2021 war eine von drei Frauen einer mittelschweren oder schweren Nahrungsmittelunsicherheit ausgesetzt. Zudem variieren geschlechtsspezifische Unterschiede je nach Region: Am größten ist die Lücke in Lateinamerika und der Karibik, gefolgt von Zentral- und Südasien.
Nicht selten sind Frauen und Mädchen die ersten in der Familie, die auf Nahrungsmittel verzichten, wenn sie knapp werden. Auch in der Produktion von Nahrung werden Frauen benachteiligt. Obwohl die Landwirtschaft auf ihre Fürsorge und unbezahlte Arbeit angewiesen ist, befindet sich ein großer Teil des Landesbesitzes, und damit auch die Entscheidungsbefugnis, in Männerhand.
Das heißt auch, dass viel Wissen ungenutzt bleibt, denn Schätzungen zeigen: Hätten Frauen einen gleichberechtigten Zugang zu Produktionsmitteln, könnten die Erträge der landwirtschaftlichen Betriebe um 20 bis 30 Prozent wachsen.
Quellen: UN Women, FAO
Auf der ganzen Welt sind Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, häufiger von Ernährungsunsicherheit betroffen. Das liegt unter anderem an den oftmals begrenzten Einkommensmöglichkeiten sowie an der ausbaufähigen Verkehrs- und Lagerinfrastruktur, wodurch der Handel erschwert wird. Menschen in urbanen und stadtnahen Gebieten sind seltener betroffen.
Bedeutet das also, mehr Städte gleich weniger Hunger?
- Aufgrund der zunehmenden Urbanisierung sind die Regionen stärker miteinander verbunden, wodurch mehr Arbeitsplätze entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette entstehen.
- Aber: Es besteht auch das Risiko, dass kleine landwirtschaftliche Betriebe in stadtnahen Gebieten ihr Land an das Wachstum der Stäte verlieren könnten.
- Und: Mit der Urbanisierung werden die Bewohner:innen von ländlichen Gebieten immer mehr von Einkommen und Lebensmittelpreisen abhängig, da sie künftig einen größeren Teil der Nahrung durch Einkauf erwerben müssen.
Quelle: FAO
Von schwankenden Rohstoffpreisen, über den steigenden Nahrungsmittelbedarf bis hin zur Verschärfung von Wetterextremen durch den Klimawandel - die Ursachen von Hunger sind komplex und es gibt viel zu tun. Ein paar Beispiele:
- Unsere Bündnisorganisationen machen es vor und setzen auf landwirtschaftliche Innovationen, wie den Einsatz von dürresistentem Saatgut oder Methoden wie Hydroponik, ein wassersparendes System zur Aufzucht und Kultivierung von Pflanzen. Erfahren Sie mehr über die weltweite Hilfe!
- Wichtige Bausteine der globalen Agrarwende sind die gezielte Förderung fairer Handelspraktiken, gerechter Preispolitiken sowie die Regulierung von Rohstoffspekulationen.
- Ihr Beitrag zählt: Unter dem Motto "Gemeinsam gegen den Hunger der Welt" gibt es auch 2024 rund um die Weihnachtszeit eine gemeinsame Spendenaktion von WDR und Aktion Deutschland Hilft. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie 33 Hilfsprojekte auf der ganzen Welt, die humanitäre Hilfe gegen die Nahrungsmittelkrise leisten.
Danke an alle, die helfen!
Für die Ernährungssicherheit der Menschen wären diese Investitionen entscheidend. Korruption, mangelnde Demokratie und bewaffnete Konflikte verschärfen die Situation in vielen Regionen. Landwirtschaft und der unabhängige Handel mit Agrarprodukten sind für die Ernährungssicherung eines Landes unerlässlich. Doch unfaire Wettbewerbsbedingungen erschweren den Zugang zum Weltmarkt.
Land Grabbing und Krankheiten verschärfen das Problem
Unter Land Grabbing versteht man den Aufkauf riesiger Ackerlandflächen durch internationale Akteure wie Regierungen, globale Unternehmen und private Investoren. Oftmals verlieren dadurch Kleinbauern ihr Land oder geraten in Abhängigkeit. Auch Klimawandel, Umweltzerstörung und Naturkatastrophen spielen eine Rolle. Wenn Landwirte etwa aufgrund von Dürren oder Erdbeben ihre Nutzflächen und Produktionsgrundlagen wie Boden und Wasser verlieren, verlieren sie oft auch ihre Ernährungsgrundlage.
Ebenso bedingen Krankheiten wie Cholera indirekt Hungersnöte. Den Betroffenen fehlt die Kraft zu arbeiten, doch sie haben einen erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf. Der Teufelskreis aus Krankheit und Hunger verlangsamt das wirtschaftliche Wachstum und bereitet Hungersnöten neuen Boden.
Quellen: FAO, IPC, World Food Programme, Vereinte Nationen (September 2024)
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die Nothilfe weltweit
Stichwort: Nothilfe weltweit
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!