von ADRA/Aktion Deutschland Hilft
Anna Neumann ist Leiterin der Projektregion Asien-Pazifik bei ADRA Deutschland e.V. und setzt sich gemeinsam mit internationalen Partnern für eine klimafreundliche Entwicklungszusammenarbeit ein.
Im Interview spricht sie über das langfristige Ziel von ADRA, klimaneutral zu werden, welche Wirkung das erste Pilotprojekt im Vorhaben gezeigt hat und wie sich das Engagement auf andere Organisationen auswirkt.
Aktion Deutschland Hilft: Frau Neumann, Sie leiten das sogenannte "CO2-Projekt" bei ADRA Deutschland. Was verbirgt sich hinter diesem eher unscheinbaren Namen?
Anna Neumann: Eine Menge. Wir bei ADRA wollen langfristig in allen unseren Projekten die Umwelt und das Klima nachhaltig schützen und den Ausstoß von Treibhausgasen verringern. Das schließt natürlich auch die Arbeit unserer weltweiten ADRA-Büros ein. Wie lässt sich CO2-Neutralität erreichen? Dafür haben wir ein Pilotprojekt in Madagaskar gestartet, an dem sowohl Unterstützungs- als auch Implementierungsbüros beteiligt sind:
Die ADRA-Büros aus Deutschland, Niederlande und Schweden sind Unterstützungsbüros, ADRA Madagaskar ist ein Implementierungsbüro. Gemeinsam versuchen wir, klimaneutral zu werden, um exemplarisch zu zeigen, wie es in Zukunft gehen kann.
Das Pilotprojekt startete noch vor der Corona-Pandemie. Gab es Auswirkungen auf das Vorhaben?
Es war unseren Kolleginnen und Kollegen lange Zeit leider nicht möglich, das Projekt in Madagaskar zu besuchen und die CO2-Kompensation dort voranzutreiben. Das hat alles etwas verzögert. Für uns bei ADRA Deutschland war geplant, dass wir zunächst als Ausgangslage das Jahr 2018 auswerten: Dienstreisen, Strom- und Wärmeverbrauch in unserem Bürogebäude sowie das Abfallmanagement. Als die Pandemie ausbrach, haben wir alle Reisen abgesagt. Fast alle Mitarbeitenden haben von zuhause aus gearbeitet.
Das hat unseren CO2-Ausstoß natürlich erheblich reduziert, war aber nicht repräsentativ für den sonstigen Normalbetrieb. Heute arbeitet ADRA weiterhin vorwiegend mobil und wir digitalisieren die vielen Arbeitstreffen, die früher in Präsenz stattfanden. Dadurch sparen wir weiterhin eine Menge Emissionen ein. Die Pandemie hat also auch klimafreundliche Entwicklungen bei unserer Arbeit vorangetrieben.
Zum Projekt gehörte auch die Erstellung eines Leitfadens zur CO2-Reduzierung. Was bewirkt so ein Leitfaden?
Mit dem Leitfaden haben wir unter anderem Maßnahmen verschriftlicht, wie sich Treibhausgasemissionen verringern lassen und was international arbeitende Organisationen konkret tun können. Wir stellten den Leitfaden auf der letzten Weltklimakonferenz in Glasgow im deutschen Pavillon vor.
Es folgten viele Anfragen von anderen Nichtregierungsorganisationen, die mit uns daraufhin zusammenarbeiten wollten. Von ECHO, dem Europäischen Amt für humanitäre Hilfe, wurden wir eingeladen, an der Publikation Minimum Environmental Requirements mitzuarbeiten. Das ist für eine mittelgroße Organisation wie ADRA etwas Besonderes und zeigt uns, dass wir auf dem richten Weg sind.
Wie versucht ADRA Klimaneutralität zu erreichen?
Jedes der vier ADRA-Büros im Pilotprojekt hat nach einer Analyse zum eigenen CO2-Ausstoß einen Plan zur CO2-Reduzierung erarbeitet.
Emissionen, die zur Erreichung der Klimaneutralität nicht eingespart werden, können durch die Wiederaufforstung von Mangroven kompensiert werden. Hier kommt das Projektland ins Spiel. Auf Madagaskar haben wir auf einer Fläche so groß wie 70 Fußballfelder Mangroven gepflanzt.
Warum ausgerechnet Mangroven?
Diese Baumarten sind wichtig für den Küstenschutz. Die zerstörerische Wirkung von Sturmfluten oder Tsunamis kann durch Mangrovenwälder reduziert werden. Außerdem speichern sie CO2 und bieten vielen Lebewesen Lebensraum und Nahrung. Wir haben uns für Mangroven entschieden, da diese Baumarten fünfmal mehr Treibhausgase binden als andere Bäume.
Darüber hinaus nutzen wir das Projekt auch dafür, die lokale Bevölkerung auf Madagaskar bei den ökologischen Schutzmaßnahmen einzubeziehen. Es entstehen Jobs wie für Ravo Rafidy, der eine Baumschule mit 3.000 Jungpflanzen aufgebaut hat.
War das Pilotprojekt bisher erfolgreich?
Ich würde sagen, ja. Wir haben auf jeden Fall viel gelernt und konnten in zwei Jahren unseren CO2-Ausstoß um fast 115 Tonnen senken. So ein Erfolg stärkt auch die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem CO2-Einsparziel und motiviert sie zum Mitmachen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für die Katastrophenvorsorge:
Stichwort: Katastrophenvorsorge
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!