von Aktion Deutschland Hilft
Wie effizient ist Katastrophenvorsorge? Lohnt es sich aus ökonomischen Gesichtspunkten, bereits vor einer Katastrophe zu investieren, um die Schäden zu minimieren – für Bevölkerung und Infrastruktur?
Studie: Katastrophenvorsorge zahlt sich aus
Die Ergebnisse der im März 2021 abgeschlossenen Meta-Analyse von Aktion Deutschland Hilft sprechen eindeutig dafür: Um humanitäre Notlagen weltweit bewältigen zu können, muss künftig noch mehr in Katastrophenvorsorge investiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass vorbeugende Maßnahmen in den allermeisten Fällen auch ökonomisch sinnvoll sind.
Die vollständige englische Studie von David Hugenbusch und Thomas Neumann (herausgegeben von Aktion Deutschland Hilft) können Sie hier herunterladen.
Hintergrund: Naturgefahren nehmen zu
Überschwemmungen, Stürme oder extreme Temperaturereignisse: Allein im Jahr 2019 wurden weltweit fast 400 durch Naturkatastrophen ausgelöste Krisen registriert. Und die Zahl steigt. Zwischen 1980 und 1999 wurden 4.212 solcher Katastrophen gemeldet – zwischen 2000 und 2019 waren es 7.349.
Mehr Wetterextreme wie Stürme und Dürren, steigende Temperaturen, schmelzende Pole: Die Folgen des Klimawandels sind nicht mehr zu übersehen. Menschen in ärmeren Ländern leiden darunter bisher am meisten – die Verantwortung für diese Welt liegt bei uns allen.
- Diese Länder sind am stärksten durch Naturkatastrophen gefährdet: Vanuatu, Salomonen, Tonga, Dominica, Antigua und Barbuda, Brunei Daressalam, Guyana, Papua-Neuguinea, Philippinen und Guatemala.
- 2022 waren Somalia, Pakistan, Afghanistan, Honduras und die Sahelzone sind am stärksten von den Folgen extremer Wetterereignisse betroffen.
- 8 von 10 Ländern, die am häufigsten von Extremwetterereignissen betroffen waren, sind Länder mit geringem bis mittlerem Pro-Kopf-Einkommen.
- Zwischen 1970 und 2021 haben mehr als 2 Millionen Menschen in der direkten Folge von Extremwetterereignissen ihr Leben verloren.
- Die häufigsten Naturkatastrophen 2022: Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände. Diese gelten grundsätzlich als folgenschwerste Naturkataststrophen.
- 2022 beliefen sich die ökonomischen Schäden infolge aller Naturkatastrophen auf 270 Milliarden US-Dollar.
- Entwicklungsländer sind meist besonders schwer von den Folgen des Klimawandels betroffen. Oft haben sie weniger Anpassungsstrategien; ohnehin bestehende Armut und Hunger können sich nach Naturkatastrophen verstärken.
- Studien zeigen, dass der Effekt von Vorsorgemaßnahmen gerade in solchen Ländern besonders hoch ist. Der Einsatz lohnt sich auch finanziell: Vorsorgen ist günstiger, als im Nachhinein auf eine Katastrophe zu reagieren. Allerdings werden Gelder für Katastrophenvorsorge bisher häufig nicht in den Ländern eingesetzt, in denen sie am dringendsten benötigt werden.
Die globalen wirtschaftlichen Kosten dieser Katastrophen sind enorm. Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Munich Re schätzt, dass Katastrophen im Jahr 2019 wirtschaftliche Verluste von 150 Milliarden USD verursachten. Im ersten Halbjahr 2020 beliefen sich die Verluste bereits auf 68 Milliarden USD.
Zusammenfassung: Studie zu Katastrophenvorsorge
Im Rahmen der Analyse wurden 157 internationale Fallstudien im Hinblick auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Vorsorgemaßnahmen untersucht. In der überwiegenden Mehrheit der Studien (89 Prozent der Fälle; 139 Studien) übersteigt der ökonomische Nutzen der Katastrophenvorsorgemaßnahmen deren Kosten.
Gezielte Vorsorgemaßnahmen können demnach die Kosten möglicher Schäden im Falle einer Naturkatastrophe um ein Vielfaches reduzieren.
Die Ergebnisse der im März 2021 abgeschlossenen Meta-Analyse von Aktion Deutschland Hilft sprechen eindeutig dafür, dass Katastophenvorsorge sich lohnt. Vorbeugende Maßnahmen sind in den allermeisten Fällen ökonomisch und gesellschaftlich sinnvoll. Um humanitäre Notlagen weltweit bewältigen zu können, muss künftig noch mehr in Katastrophenvorsorge investiert werden.
1 - Vorsorgemaßnahmen in Ländern mit niedrigem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) sind am effizientesten.
Diese ärmeren Länder sind besonders auf internationale Finanzierung angewiesen. Ausreichende Schutzmaßnahmen können nur ergriffen werden, wenn Investitionen – auch durch internationale Geldgeber – massiv erhöht werden.
2 - Kombinierte Maßnahmen weisen ein besseres Nutzen-Kosten-Verhältnis auf als einzelne Maßnahmen.
Die Kombination mehrerer Maßnahmen und Strategien bringt Vorteile mit sich. Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Katastrophenfall ("Preparedness") sind im Durchschnitt kosteneffizienter als Maßnahmen zur Abmilderung ("Mitigation/Prevention") der Gefahren.
Ein Beispiel für eine Abmilderungsmaßnahme kann die Umsiedlung von Gemeinden in weniger gefährdete Gebiete zur Abwendung der Katastrophe sein. Oder der Bau eines Deichs.
Maßnahmen zur Vorbereitung sind unter anderem Frühwarnsysteme oder die Ausbildung von Helfer:innen. Solche Initiativen tragen dazu bei, dass die Gemeinden besser für Katastrophen gewappnet sind und im Notfall schnell handeln können.
3 - Nicht-strukturelle Vorsorgemaßnahmen erweisen sich im Durchschnitt als kostengünstiger als strukturelle Maßnahmen.
Bei Vorsorgemaßnahmen wird unterschieden zwischen strukturellen, also baulichen Maßnahmen, wie dem Bau von Dämmen oder Deichen zur Abfederung von Überschwemmungen und nicht-strukturellen Maßnahmen, wie der Vermittlung von Wissen.
Nicht-strukturelle Maßnahmen sind flexibler anpassbar. Als besonders kostengünstig schnitten in der Studie ökosystem- und gemeindesystembasierte Maßnahmen ab; ebenso wie die Einführung von Systemen zur Frühwarnerkennung.
4 - Katastrophenvorsorge wird zunehmend ganzheitlicher betrachtet: Die Stärkung der Gemeinschaft, also die Steigerung der Resilienz, steht im Fokus.
Bei der Ergreifung von Maßnahmen ist es wichtig, sogenannte kumulative Risiken zu berücksichtigen und sich auf den Auf- und Ausbau der Kapazitäten der Bevölkerung zu konzentrieren. Die COVID-19-Pandemie zeigt eindringlich, dass ärmere Länder besonders stark von Mehrfachkatastrophen betroffen sind, die sich gegenseitig verstärken.
Um dem Risiko zu begegnen, dass eine Maßnahme letztendlich nicht kosteneffektiv ist, weil erwartete Gefahren ("Hazards") womöglich nicht auftreten, ist es ratsam, in sogenannte "no-regret"-Optionen zu investieren: Ziel hierbei ist die Schaffung von generellen Vorteilen, die nicht an das Eintreten einer konkreten Gefahr gekoppelt sind.
Beispielhaft hierfür steht die Anpflanzung von Mangroven, die sich auf mehrere unterschiedliche Weisen positiv auf Land und Bevölkerung auswirkt.
Hier finden Sie weitere Informationen zur humanitären Katastrophenvorsorge.
Gemeinsam vorsorgen. Besser helfen!
Katastrophenvorsorge zahlt sich aus. Das Bauen von Dämmen oder Frühwarnsystemen und Trainings für Menschen in gefährdeten Gebieten können viel Leid verhindern. Gemeinsam sind wir schneller als die Katastrophe!
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für die Katastrophenvorsorge:
Stichwort: Katastrophenvorsorge
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