von ADRA
Die Weltklimakonferenz COP29 in Baku hatte Finanzierung als erste Verhandlungspriorität. Die Themen Klimaschutz, Ernährungssicherheit und Frieden sind eng miteinander verknüpft. Das schließt eine ausreichende Klimafinanzierung mit ein. ADRA Deutschland e.V. war gemeinsam mit internationalen Partnern aktiv, um die Stimmen lokaler Gemeinschaften, humanitäre Perspektiven und nachhaltige Lösungen in den Mittelpunkt der Diskussionen zu rücken.
Klimafinanzierung: Lokale Lösungen für globale Herausforderungen
Eine von ADRA und Aktion gegen Hunger organisiertes Panel im UN-OCHA-Pavillon beleuchtete den sogenannten Hunger-Klima-Konflikt-Nexus. Expertinnen und Experten betonten die zentrale Rolle nationaler und lokaler Organisationen bei der Bekämpfung von Ernährungsunsicherheit in konflikt- und klimaanfälligen Regionen. Carina Rolly, Referentin für Advocacy & Politik bei ADRA Deutschland e.V., betonte: "Klimafinanzierung muss endlich bei den Menschen vor Ort ankommen, um echte Resilienz und nachhaltige Veränderung zu schaffen."
Evidenzbasierte Empfehlungen und Erfahrungen aus Mali, Südsudan und Somalia machten deutlich, wie sehr Konflikte und Klimaschocks Hunger und Mangelernährung verschärfen. Die zentralen Forderungen liegen auf der Hand:
- Lokalisierung der Klimafinanzierung: Nachhaltige Unterstützung fragiler Gemeinschaften.
- Integration in globale politische Prozesse: Lokale Realitäten müssen Teil der internationalen Klimapolitik werden.
- Politischer Wille: Ohne entschlossenes Handeln der internationalen Gemeinschaft werden viele dieser Herausforderungen ungelöst bleiben.
Ernährungssicherheit als Schlüssel für Frieden und Resilienz
Am Water, Food and Agriculture Day der COP29 standen klimafreundliche Agrar- und Ernährungssysteme im Mittelpunkt. ADRA betonte die Bedeutung nachhaltiger Ansätze in Landwirtschaft und Ernährungssystemen, die sowohl die Umwelt schützen als auch die Lebensgrundlagen der Menschen sichern.
Ein Lichtblick: Deutschland hat weitere 60 Millionen Euro für den Klimaanpassungsfonds zugesagt, um besonders verwundbare Länder zu unterstützen. Aber, wie Minister Mohamed Ibrahim Nor aus Somalia in einer Podiumsdiskussion feststellte: "Hungrige Menschen können schwieriger miteinander reden." Dies unterstreicht die Notwendigkeit, klimaresiliente Ernährungssysteme zu fördern, die nicht nur Ernährungssicherheit, sondern auch Frieden und Stabilität schaffen.
Vergessene Nutzpflanzen als Schlüssel zur Klimaresilienz
Auf einem Panel im Deutschen Pavillon stand das Thema der klimaresilienten Landwirtschaft im Fokus. Angesichts der Bedrohung globaler Ernährungssysteme durch den Klimawandel bieten gesunde Böden und der Anbau klimaresilienter und oft vergessener Nutzpflanzen vielversprechende Ansätze, um Klimafolgen abzumildern und lokale Anpassungen zu stärken. Gesunde Böden verbessern nicht nur die landwirtschaftliche Produktivität. Sie fungieren auch als wichtige Kohlenstoffsenken und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Minderung des Klimawandels.
Vergessene Nutzpflanzen, oft indigene und klimaresiliente Pflanzen, haben ein enormes Potenzial, Ernährungssysteme zu diversifizieren und zu stabilisieren. Sie stärken die Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit und fördern die Widerstandsfähigkeit gefährdeter Gemeinschaften.
Dabei spielen lokale Initiativen und der Leitgedanke Hilfe zur Selbstbestimmtheit eine zentrale Rolle. Indem sie Gemeinden in der Anwendung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken schulen, tragen sie dazu bei, widerstandsfähige Ernährungssysteme aufzubauen und die Vielfalt von Böden und Nutzpflanzen in Klimastrategien einzubinden. Gleichzeitig wurden notwendige politische Rahmenbedingungen und Finanzierungsmechanismen diskutiert, die solche Ansätze langfristig unterstützen können.
Fazit: Was bleibt von der COP29?
Die erste Woche der COP29 hat wichtige Fortschritte gebracht, aber die Herausforderungen bleiben groß. ADRA fordert:
- Mehr Klimafinanzierung für lokale und nationale Akteure: Damit Betroffene selbstbestimmt handeln können.
- Verbindliche Zusagen: Der Zugang zu Klimafinanzierung in konfliktbetroffenen Regionen muss vereinfacht werden.
- Langfristige Strategien: Kurzfristige humanitäre Maßnahmen müssen mit langfristigen klimaresilienten Lösungen verzahnt werden.
Carina Rolly zieht nach zwei Wochen COP 29 in Baku ein eher nüchternes Fazit: "Leider blieb die Klimakonferenz in der internationalen Finanzierung weit hinter den Hoffnungen und Erwartungen zurück. Die Industrieländer haben sich bereit erklärt, bis 2035 jährlich mindestens 300 Milliarden Dollar in die Länder des globalen Südens zu leiten, um sie bei der Bewältigung des Klimawandels zu unterstützen. Allerdings werden Billionen benötigt. Wir müssen dieses Ergebnis als Zwischenstand ansehen und uns weiterhin für ambitionierte Klimafinanzierung einsetzen."
Mangel an Fokus auf die lokale Ebene
Trotz vereinzelter Fortschritte bleibt die Unterfinanzierung des humanitären Systems ein zentrales Problem, insbesondere für lokale Initiativen, die dringend Unterstützung benötigen. Der Zugang zu Klimafinanzierung in konfliktbetroffenen und fragilen Regionen ist nach wie vor unzureichend, was die Umsetzung wirksamer Maßnahmen erschwert. Ein sichtbarer politischer Wille zur Umsetzung von Maßnahmen wäre daher dringend notwendig, um die Finanzierungslücke zu schließen und die Mittel dorthin zu bringen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.
Gleichzeitig mangelt es den bestehenden Zusagen an einem klaren Fokus auf die lokale Ebene, die eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der Resilienz gefährdeter Gemeinschaften spielt. Ohne gezielte Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse der am stärksten betroffenen Regionen eingehen, werden die bisherigen Ergebnisse unbefriedigend bleiben.
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