von AWO International/Aktion Deutschland Hilft
Charmaine Marinas ist Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Regionalbüro Südostasien von AWO International in Manila auf den Philippinen.
Im Interview spricht sie über ihre Arbeit, die Auswirkungen von El Niño sowie Möglichkeiten, durch Katastrophenvorsorge Menschenleben zu retten.
Aktion Deutschland Hilft: Was sind Ihre Aufgaben im Regionalbüro für Südostasien?
Charmaine Marinas: Ich plane, überwache und berichte über alle Projekte im Bereich humanitäre Hilfe, Katastrophenvorsorge und Klimawandel. Außerdem arbeite ich eng mit unseren Partnerorganisationen zusammen und gebe ihnen Hilfestellung bei der Projektdurchführung.
Im Falle einer Katastrophe bewerte ich den Bedarf und koordiniere die humanitären Maßnahmen mit den Partnerorganisationen und den Netzwerken auf den Philippinen oder in Indonesien.
Das Wetterphänomen El Niño entsteht vor der Küste von Peru, beeinflusst aber das Klima in vielen Teilen der Welt. Welche Auswirkungen hat El Niño auf Südostasien?
El Niño kann in Südostasien zu Dürren, Überschwemmungen, Ernteausfällen und starken tropischen Wirbelstürmen führen. Nach unseren Erfahrungen beim letzten El Niño vor acht Jahren können wir davon ausgehen, dass die Wasserversorgung auch dieses Mal eingeschränkt sein wird. Das steigert die Ernährungsunsicherheit.
Denn die Philippinen sind ein Agrarland und eine der Hauptkulturen ist Reis. Geringere Niederschläge würden zu niedrigeren Erträgen führen, was Hunger insbesondere für die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Frauen, Kinder und ältere Menschen zur Folge hätte.
El Niño kann auch extreme Wetterereignisse auslösen, die tödliche und zerstörerische Katastrophen wie Taifune verursachen. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass tropische Wirbelstürme, die sich unter El Niño bilden, intensiver sind als sonst.
Wie bereitet AWO International die Menschen auf den Philippinen auf solche Ereignisse vor?
In unseren Projekten im Bereich der Katastrophenvorsorge und der Anpassung an den Klimawandel verringern wir die Anfälligkeit der Gemeinschaften gegenüber klimabedingten Gefahren und stärken gleichzeitig ihre Widerstandsfähigkeit.
In jedem Projekt ermitteln wir zunächst die Risiken, indem wir mögliche Gefahren auf Risikokarten festhalten. Sobald diese identifiziert sind, erstellen wir einen Aktionsplan, um die bestehenden Probleme anzugehen.
So werden zum Beispiel Frühwarnsysteme eingerichtet und Sensibilisierungskampagnen durchgeführt. Dabei achten wir besonders darauf, dass wir die zivilgesellschaftlichen Strukturen stärken, das heißt, wir bilden zumeist lokale Gruppen aus, die sich dann dauerhaft in ihren Gemeinden für Katastrophenvorsorge einsetzen und im Katastrophenfall zum Beispiel Menschen evakuieren.
Können Sie uns ein konkretes Projektbeispiel nennen?
Wir haben ein sehr erfolgreiches Katastrophenvorsorgeprojekt in Mindanao, im Süden des Landes, durchgeführt. Dabei haben wir gemeinsam mit unserer Partnerorganisation ECOWEB Dorfräte aufgebaut. Heute sind sie Vorreiter bei der lokalen Vorsorge und Bewältigung von Katastrophen.
Zusätzlich haben wir im Rahmen unserer Hilfe Warnschilder installiert, Übungen für den Ernstfall durchgeführt und passende Kommunikationsmittel für die Frühwarnung ausgewählt. In dem Projekt hatten wir auch eine Komponente zur Sicherung des Lebensunterhalts, um dauerhaft zu gewährleisten, dass die Menschen vor Krisen geschützt sind. Dabei haben wir gemeinsam klimaschonende Unternehmen und landwirtschaftliche Existenzgrundlagen geschaffen.
Wie geht es den Gemeinden heute?
Im April dieses Jahres habe ich das Projekt in Mindanao besucht. Es hat mich gefreut zu sehen, dass die Menschen nach zwei Jahren das vermittelte Wissen weiterhin anwenden.
Den Familien geht es viel besser: Sie meistern eigenständig ihr Leben, haben genug zu essen, bringen ihre Kinder zur Schule und können auch ansonsten ihre Grundbedürfnisse decken. So eine positive Entwicklung zu sehen und mitzuerleben, ist wirklich großartig.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für die Katastrophenvorsorge:
Stichwort: Katastrophenvorsorge
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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