Humanitäre Hilfe ist nötiger denn je
Große Naturkatastrophen und humanitäre Krisen halten die Welt in Atem. Der Bürgerkrieg in Syrien eskaliert immer weiter und betrifft die gesamte Region. Im Südsudan eskalieren die Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Gruppen und gefährden die vor der Regenzeit im Mai beginnende Aussaat des Getreides. Sie gefährden damit die Lebensgrundlagen von hunderttausenden Menschen, wenn dem sinnlosen Kämpfen nicht ein schnelles Ende bereitet wird. “Vergessene Konflikte” wie der seit nunmehr über 10 Jahre andauernde Ressourcenstreit in der westlichen sudanesischen Region Darfur oder in der Zentralafrikanischen Republik werden in unseren öffentlichen Medien – wenn überhaupt – nur dann wahrgenommen, wenn es wieder einmal zu Massakern mit Dutzenden Toten gekommen ist.
Das alltägliche Leid wird kaum mehr zur Kenntnis genommen. Und wer denkt noch an die apokalyptischen Bilder vom Tsunami 2004 in Südostasien, an das Erdbeben 2010 in Haiti oder an die Überflutungen in Pakistan im selben Jahr? Die Bilder von verzweifelten Überlebenden vor den Trümmern ihrer Häuser. Wer vergisst die schrecklich hohen Opferzahlen, die Zerstörungen, die immensen Schäden, die Entwicklungsländer um Jahre zurückwerfen?
Naturkatastrophen: Tendenz zunehmend
Angesichts des Ausmaßes dieser Desaster ist die Solidarität der Weltgemeinschaft gefordert, die auch in der Vergangenheit großzügig demonstriert wurde. Auch in Zukunft müssen wir auf Katastrophen dieser Größenordnung gefasst sein. Die Anzahl und Schwere von Naturkatastrophen wie auch die Zahl der Opfer und die Höhe der Schäden werden höchstwahrscheinlich sogar weiter zunehmen. Das legen die aktuellen Trends nahe: In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Naturkatastrophen pro Jahr von ca. 200 auf ca. 400 verdoppelt. Der weltweite jährliche humanitäre Bedarf hat sich seit 2006 (4,4 Mrd. USD) fast verdreifacht (2014: rd. 13 Mrd. USD). Und dabei geht es nach meiner festen Überzeugung bei der Gewährung von humanitärer Hilfe nicht um die Gewährung von Almosen, nein, es geht um Beiträge wohl verstandener Solidarität in dieser einen Welt, und die liegt auch in unserem eigenen Interesse!
Auf Hilfe von außen angewiesen
Die wachsenden Herausforderungen können von den meisten Staaten nicht auf eigene Faust bewältigt werden. Sie sind auf Hilfe von außen angewiesen. Und man muss kein zivilisationskritischer Kulturpessimist sein, um zu erkennen, dass große Teile dieser Entwicklung auch und gerade von uns mitzuverantworten sind: die rücksichtslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen rohstoffreicher Länder, der immer noch unverantwortlich hohe Ausstoß von CO2, der mitverantwortlich ist für den anhaltenden Klimawandel und damit die Ostwanderung der Wüsten in Nord- und Zentralafrika sowie ungerechte Handelsbedingungen, tragen zu den ständig sich verschlechternden Lebensbedingungen von Millionen Menschen bei. Dass dazu auch schlechte Regierungsführung, grassierende Korruption und ethnisch wie religiös bedingte Konflikte in einzelnen Ländern beitragen, gehört natürlich auch zur Wahrheit.
Preparedness & Katastrophenvorsorge
Im Zuge des stetig steigenden humanitären Bedarfs hat die Diskussion über Preparedness, Resilience und Katastrophenvorsorge in jüngster Vergangenheit noch einmal zusätzlich Fahrt aufgenommen. Wichtig ist dabei die Stärkung der lokalen Kapazitäten in von Katastrophen und Krisen bedrohten Staaten. Durch Preparednessmaßnahmen können Folgen künftiger Krisen und Katastrophen bereits im Vorfeld abgemildert und menschliches Leid sowie materielle Schäden reduziert werden.
Untersuchungen zufolge spart ein Euro, der in Preparedness- oder Katastrophenvorsorge-Maßnahmen investiert wird, zwischen 4 und 7 Euro in der Katastrophenreaktion. Angesichts der drohenden Unfinanzierbarkeit eines unaufhaltsam steigenden humanitären Bedarfs ist eine Hinwendung zu Preparedness ein absolutes Muss. Ende 2013 ist ein Freundeskreis Preparedness ins Leben gerufen worden: Gemeinsam mit deutschen Hilfsorganisationen und Partnern soll eine Strategie zur Preparedness in der deutschen humanitären Hilfe erarbeitet werden.
Ziel ist alle Menschen in Not zu erreichen
Trotz eines steigenden humanitären Bedarfs verringert sich der humanitäre Raum für Helferinnen und Helfer. Aus humanitärer Sicht ist der Fall klar: Humanitärer Zugang kann nicht gewaltsam erzwungen werden. Die humanitäre Hilfe ist auf die Akzeptanz aller Menschen im Einsatzgebiet angewiesen. Nur kontinuierlicher Dialog kann zum Erfolg führen. Die internationalen humanitären Akteure und Geber tragen hierbei große Verantwortung. Sie müssen sicherstellen, dass ihre humanitäre Hilfe strikt getrennt bleibt von anderen außen-, sicherheits- oder wirtschaftspolitischen Zielen.
Das gilt z.B. auch und gerade im Syrienkonflikt: Humanitäre Hilfe orientiert sich ausschließlich an den humanitären Prinzipien. Ziel ist, alle Möglichkeiten professioneller humanitärer Hilfe zu nutzen, um alle Menschen in Not zu erreichen, innerhalb Syriens, in von der Opposition kontrollierten Gebieten, in umkämpften Gebieten. Das ist eine große Herausforderung, die in enger Kooperation mit anderen Gebern im VN-System angegangen wird, und in enger Zusammenarbeit mit NROs, die in schwer zugänglichen Gebieten tätig sind.
Einfluss der Medien
Den großen, westlichen Geberstaaten wird zuweilen vorgehalten, die humanitäre Hilfe zur Förderung ihrer nationalen Interessen einzusetzen. So zeigt sich immer wieder, dass schwere Naturkatastrophen wie in Haiti 2010 oder auf den Philippinen im vergangenen Jahr, die ein hohes Maß an Medienaufmerksamkeit auf sich gezogen haben, von staatlichen Gebern wie aber auch privaten Spendern umfangreicher bedacht werden als vergessene Krisen wie die in der Zentralafrikanischen Republik. Dem “CNN-Effekt“ scheinen sich weder die großen Geber noch private Spender ganz entziehen zu können. Und doch lässt sich anhand von Statistiken über Förderquoten nachweisen, dass die internationale Geberschaft sich weitgehend am humanitären Bedarf orientiert und damit den selbstgesetzten Prinzipien im Großen und Ganzen gerecht wird.
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