Christiane Schnura von Clean Clothes Campaign über fair produzierte Kleidung.
Die öffentliche Hand trägt soziale Verantwortung – Für einen ‚sauberen’ Einkauf
Viel ist es nicht, was auf den ersten Blick Josha, eine junge Näherin in einer Fabrik in Bangladesh, und einen deutschen Feuerwehrmann miteinander verbindet. Und doch ist ihr Arbeitsalltag verwoben – im wahrsten Sinne des Wortes.
Denn Josha, eine drahtige Frau Anfang zwanzig, arbeitet für einen Konzern, der Berufskleidung nach Europa verkauft. Sechs Tage die Woche und zehn bis zwölf Stunden am Tag schuftet sie für einen mehr als kargen Lohn, um ihre Familie zu unterstützen. Von ihren Lebensbedingungen bekommt der Feuerwehrmann oder die Krankenschwester nichts mit, die später diese Dienstkleidung trägt.
Denn in kaum einer deutschen Kommune ist den Einkäufern und Auftraggebern bekannt, woher die Ware stammt, die die öffentliche Hand für Feuerwehren, Krankenhäuser und Kindergärten, Müllabfuhr und andere öffentlichen Unternehmen einkauft. Ein großer Teil dieser (Dienst-)Kleidung wird in so genannten Billiglohnländern in Südostasien, Mittelamerika und Osteuropa hergestellt. Der Einzelhandel in Deutschland vergibt die Aufträge an Produzenten in diesen Ländern. Die deutschen mittelständischen Unternehmen (Produzenten, Händler, Import-/Exportfirmen etc.) kümmern sich in der Regel nicht um die sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen ihre Ware hergestellt wird.
Recherchen der Kampagne für ‚saubere’ Kleidung (Clean Clothes Campaign/CCC) machen deutlich, dass bei der Herstellung der Bekleidung in diesen Ländern massiv Menschen- und Arbeitsrechte verletzt werden.
So werden zum Beispiel bis zu 100 Arbeitsstunden pro Woche ohne einen freien Tag als normal angesehen, gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen schlicht ignoriert, Arbeitnehmer-Vereinigungen und Gewerkschaften verboten. In aller Regel reicht der ausgezahlte Lohn kaum zum Überleben. Die Folgen für die Menschen sind massiv.
Die CCC und ihre Kampagne „Keine Ausbeutung mit Steuergeldern“
Seit mittlerweile über fünf Jahren setzt sich die Kampagne für ‚saubere’ Kleidung dafür ein, dass die öffentliche Hand, also Bund, Länder und Kommunen in Deutschland, sozial und ökologisch verträglich einkauft. Da sich die Kampagne ausschließlich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Näherinnen in der weltweiten Bekleidungsindustrie einsetzt, gilt ihr besonderes Augenmerk dem Einkauf von Bekleidung und Textilien. Hier versucht sie durch Öffentlichkeitsarbeit Interesse für dieses Thema zu wecken.
Doch auch die oft menschenunwürdigen Produktionsbedingungen von z.B. Steinen, Fahrzeuge, Lebensmittel und Computer rücken immer mehr in den Blickpunkt der Arbeit von CCC.
Die Öffentliche Hand trägt Verantwortung
Die öffentliche Hand hat eine soziale Verpflichtung und sollte in ihrem eigenen Einkaufsverhalten mit gutem Beispiel vorangehen. Im Fall von Dienstkleidung bedeutet dies nur unerhebliche Mehrkosten, denn die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass sozial verträglich hergestellte Kleidung nicht nennenswert teurer ist. Die CCC fordert deshalb öffentliche Auftraggeber auf, künftig beim Einkauf von Dienstkleidung und Textilien soziale Mindeststandards als Kriterien bei der Ausschreibung von Aufträgen zu berücksichtigen. Der Gesetzgeber muss soziale Mindeststandards verpflichtend einzuführen und im Vergaberecht verankern. Als Modellkatalog dieser Sozialstandards könnte der Verhaltenskodex des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IBFG) von 1997 gelten, den die CCC in ihrem eigenen Kodex von 1998 übernommen hat (www.sauberekleidung.de). Das modernisierte Vergaberecht gibt der öffentlichen Hand schon jetzt die rechtlichen Rahmenbedingungen, um soziale Kriterien bei ihrer Vergabe zu berücksichtigen. Sie steht jetzt vor der Aufgabe, diese Vorgaben umgehend in die Einkaufspraxis umzusetzen. Profitieren würden die Menschen weltweit: Mit einem gerechten Lohn zum Beispiel in Bangladesh und „sauberer“ Kleidung im öffentlichen Dienst in Deutschland.
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