Vor gut einem Jahr, im Januar 2010, erschütterte ein schreckliches Erdbeben eines der ärmsten Länder der Erde, den karibischen Inselstaat Haiti. Mehr als 200.000 Menschen starben an den direkten Folgen des Erdbebens. In den darauffolgenden Wochen konnte man die nach solchen Katastrophen übliche Reaktion beobachten. Heerscharen von Journalisten strömten in das Land. Menschen rund um die Welt waren betroffen und spendeten für die Opfer. Die “Aktion Deutschland Hilft” trug in bemerkenswerter Weise dazu bei, dass in kurzer Zeit gut koordinierte Hilfsmassnahmen vor Ort durchgeführt werden konnten. Aber die Aufmerksamkeit der Welt wendete sich schnell anderen Themen zu. Kaum einer schien sich mehr dafür zu interessieren, wie der Wiederaufbau eines zerstörten Landes voranging und es gab kaum noch Berichte darüber, wie Menschen unter diesen Umständen weiterleben konnten und ob die Hilfsmittel überhaupt ankamen.
Dann aber kehrte die Aufmerksamkeit der Welt kurzfristig zurück nach Haiti. Die Cholera war ausgebrochen. Dies dürfte wenige Fachleute überrascht haben, wenn Menschen Monate nach der Zerstörung der gesamten Infrastruktur immer noch unter Plastikplanen leben ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu medizinischer Grundversorgung. Trotzdem darf man fragen: Warum interessierten sich Menschen in Deutschland und anderswo plötzlich wieder für Haiti? Starben mehr Menschen an der Cholera als an anderen wichtigen Infektionskrankheiten? Bestand die Gefahr einer Epidemie über Haiti hinaus? Keineswegs. Bis Ende des Jahres 2010 waren 3300 Menschen in Haiti an der Cholera gestorben. Dies ist äusserst tragisch, vor allem da es sich um eine vermeidbare Tragödie handelt. Aber es sterben jeden Tag weltweit mehr als 4000 Kinder an vermeidbaren Durchfallerkrankungen und kein Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer in Deutschland scheint davon in irgendeiner Weise betroffen zu sein. Offensichtlich ist die Cholera geeignet, archaische Ängste und apokalyptische Bilder hervorzurufen. Aber es wäre sehr hilfreich, wenn wir weniger selektiv auf die Nöte ferner Mitmenschen reagieren würden.
Es ist höchste Zeit, dass sich grundlegend etwas ändert in der Art und Weise, wie Menschen in wohlhabenden Ländern wie Deutschland reagieren auf das Schicksal anderer Menschen, die unter so ganz anderen Lebensumständen leben. Dabei tragen die Medien eine besondere Verantwortung. Es ist richtig, dass sie über Katastrophen berichten. Aber es ist nicht akzeptabel, dass die Medienkarawane kurz nach einer öffentlichkeitswirksamen Tragödie, die mitfühlende Zeitgenossen für kurze Zeit erschauern last, einfach weiterzieht und Menschen und Länder ihrem Schicksal überlässt.
Was hätte einem Land wie Haiti wirklich geholfen, so dass sich die Menschen schnell von dem Desaster erholt hätten und die Cholera gar nicht erst aufgetreten wäre? Haiti hätte verstärkte Hilfe schon lange vor dem Erdbeben benötigt. Naturkatastrophen treten ja keineswegs nur in den ärmsten Ländern auf, aber sie fordern dort besonders viele Todesopfer, weil die Infrastruktur unzureichend ist und Mangel den Normalzustand darstellt. Dies ist aber vor allem eine Aufgabe der langfristigen steuerfinanzierten Entwicklungszusammenarbeit, die in enger Kooperation mit lokalen Partnern eine menschenwürdige Grundversorgung gewährleistet.
Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, Menschen nicht nur über zeitlich eng begrenztes Mitleid für das Schicksal anderer zu interessieren, sondern das Bewusstsein dafür zu stärken, dass alle Menschen, wo auch immer sie leben mögen, ein Recht haben auf ein Mindestmass an Bildung, Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser und Nahrungsmitteln. Die “Aktion Deutschland Hilft” tut genau dies. Sie mobilisiert sowohl Spenden, um der unmittelbaren Not begegnen zu können, aber die Mitgliedsorganisationen tragen auch dazu bei, dass Menschen über die Hintergründe von Katastrophen aufgeklärt werden, und dass Journalisten eingeladen werden, auch ausserhalb der Hochzeiten medialer Aufmerksamkeit über Länder wie Haiti zu berichten.
Eines Tages werden wir alle als Bürgerinnen und Bürger dieser einen Welt dann nicht nur bei einer Fernsehgala unserem Mitgefühl Ausdruck geben, sondern auch zu anderen Zeiten unsere Politiker auffordern, aus Steuermitteln langfristige Unterstützung zu gewährleisten, so dass Bilder, wie wir sie jetzt über die Cholera gesehen haben, der Vergangenheit angehören.
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