GTZ-Bereichsleiter Afrika Andreas Proksch und Dr. Claus Bätke, Ländermanager Südafrika und Lesotho, über die erste WM auf afrikanisch.
Am 11.Juni 2010 wird angepfiffen. Die erste Fußballweltmeisterschaft auf dem Afrikanischen Kontinent! Die Zahl der Berichte über Südafrika und Afrika im Allgemeinen nimmt jetzt täglich zu. Dabei tauchen auch immer wieder die gleichen Fragen auf: Da wird so viel Geld ausgegeben -aber was hat die Bevölkerung Südafrikas eigentlich davon? Lässt sich Unterentwicklung durch Ballspielen bekämpfen? Was bleibt, wenn die FIFA-Karawane weitergerollt ist? Und was hat Deutschland dazu beigetragen?
Es gibt viele und sehr unterschiedliche Antworten auf diese Fragen, die Medien spannen einen weiten Bogen an Meinungen und Informationen. Die Summe der von Südafrika direkt für das Turnier investierten Gelder schwankt zwischen 3 und 7 Milliarden Euro. Die Prognosen gehen von Big Party bis kugelsichere Westen für die Besucher. Die Zahl der internationalen Besucher wird wahrscheinlich zwischen 200.000 und 500.000 liegen. Nur eins steht jetzt schon fest: Weltmeister wird natürlich Südafrika. Oder Deutschland.
Fügen wir also eine weitere Experten-Meinung hinzu:
Seit die FIFA Südafrika auserkoren hat, wurden dort über 80 Milliarden Euro in Infrastruktur, Fachkompetenz und modernes Management investiert. Modernisierte und gänzlich neu gebaute Flughäfen (z.B. in Durban), neue Nahverkehrssysteme und ein neuer Schnellzug zwischen Johannesburg und Pretoria, der Ausbau von Straßennetzen und Autobahnen, bessere Kommunikationssysteme sowie Verbesserungen bei Energieeffizienz und Umweltschutz bleiben auch nach dem Turnier. Die Ausrüstung und Ausbildung der Sicherheitskräfte nicht nur mit modernstem Gerät, sondern auch mit neuen Konzepten (Prävention und Sozialarbeit statt nur Durchgriff und Kontrolle) richten sich gegen Gewalt und Kriminalität. Gleiches gilt für die Maßnahmen gegen HIV/AIDS, die verstärkt im Rahmen der WM-Vorbereitungen gestartet wurden. Kleinbauern irgendwo „up-country“ werden davon vermutlich nur wenig profitieren, aber für Hunderttausende im Umfeld der Städte führen alle diese Maßnahmen zu mehr Lebensqualität, kürzeren und schnelleren Wegen und höherer Sicherheit.
Mit deutscher Entwicklungshilfe wurden unter anderem die Verbreitung von Solaranlagen und Windenergie, neue Abfallaufbereitungssysteme, ein Schnellbusnetz, hundert einfache Bolzplätze und einige soziale Projekte angeschoben, die auch für „den Mann und die Frau auf der Straße“ echte Entwicklung und Fortschritt bringen.
Besonders vielversprechend scheint ein Ansatz der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zur Jugendentwicklung (Youth Development through Football): Fußball dient als Türöffner, um Jugendliche zu erreichen, die über Schule und Sozialprogramme sonst kaum zu motivieren sind. Wer nach einem guten Match abgekämpft auf dem Rasen sitzt, der hört auch schon mal zu, wenn über HIV, gewaltfreie Konfliktlösungen und Bewältigung von Alltagsproblemen geredet wird. Teamgeist, Gleichberechtigung und fairer Umgang mit dem anderen Geschlecht oder „life-skills“ werden zu beachteten Werten. Bis zum Beginn der WM werden schon über 30.000 Jugendliche mit diesem Programm erreicht worden sein, fast die Hälfte von ihnen Mädchen, und die Förderung läuft noch weiter bis Ende 2012.
Besonders schwer zu bewerten ist der mögliche Imagegewinn für Südafrika. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, dann wird die grenzenlose Begeisterung der lokalen Fans uns wohl alle mitreißen. Beeindruckende Stadien, weitgehend gut funktionierende Organisation, die freundliche und gelassene Entspanntheit der Gastgeber, der afrikanische Rhythmus und selbst das lautstarke Tröten der Vuvuzelas werden Südafrika stärker auf die internationale Landkarte rücken. Auch dem normalen Mitteleuropäer, Amerikaner und Asiaten wird klar werden, dass Afrika ein riesiger Kontinent voller Vielfalt und Leben ist, in dem es große Chancen und Hoffnung gibt.
Und noch ein Wort zu dem vielen Geld: es ist ja leider nicht so, dass die 3-7 Milliarden (die die direkte Vorbereitung angeblich gekostet hat) bei Verzicht auf die WM statt für Stadien und Autobahnen dann komplett für Bildung und Krankenhäuser, Kleingewerbeförderung oder Klimaschutz in Südafrika ausgegeben worden wären. Und da der schleppende Ticketabsatz jetzt zum Verkauf von Billigtickets in Südafrika geführt hat, wird Fußball sogar wieder ein „Volkssport“ und auch für jeden (Süd)-Afrikaner erschwinglich. Freuen wir uns also auf die afrikanischste WM, die wir je hatten!
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