Während humanitärer Krisen und Katastrophen ist Leben retten oberste Priorität
In der unmittelbaren Soforthilfe, die oftmals ohne Vorwarnung und Planbarkeit notwendig wird, haben lebensrettende Maßnahmen Priorität: Medizinische Erstversorgung, Wasser und Nahrung müssen zur Überlebenshilfe schnell und effektiv zu den Menschen gelangen. Dabei ist es sehr wichtig, dass vorübergehende Einrichtungen oder Ansiedlungen von Menschen, die durch humanitäre Krisen oder Katastrophen ihr Zuhause verlassen mussten, den Standards zur Wahrung der menschlichen Würde entsprechen. Sicherheit, Ernährung, Hygiene und medizinische Basisversorgung müssen gewährleistet werden.
Nothilfe und Übergangshilfe: Herausforderungen des Campmanagements
In der anschließenden humanitären Nothilfe und in der Übergangshilfe werden die Instrumente der humanitären Hilfe dann planvoll eingesetzt und sollen dadurch nicht nur reaktive, sondern gestaltende Wirkung erzielen, die Selbsthilfekräfte einbeziehen und künftige Katastrophenanfälligkeiten reduzieren helfen. In diesen Phasen nach der unmittelbaren und zunächst nur reaktiven humanitären Soforthilfe treten auch planende und vorausschauend ordnende Aspekte des Campmanagements in den Vordergrund. Logistik, Siedlungsentwicklung und Infrastruktur werden immer weiter optimiert, sollten dabei aber in der Wahrnehmung der Unterbringung durch ihre Bewohner niemals ihren nur vorübergehenden Charakter verlieren und immer auf baldige Rückkehrmöglichkeit verweisen.
Ein stadtähnliches Gebilde
Aus einer spontanen und mithin ungünstig und unsystematisch gestalteten Flüchtlingsniederlassung entwickelt sich so nach und nach ein temporäres stadtähnliches Gebilde mit sozialen Zentren und Brennpunkten, Handelsplätzen, Gewerbegebieten und Verkehrsflächen. Siedlungsinterne Aspekte wie Demographie, Religion, Kultur, Konfliktursachen oder ethnische Zusammensetzung sind für ein optimales Management der Ansiedlung ebenso zu berücksichtigen wie als externe Faktoren die geographische Lage, lokale Epidemiologie, vorherrschende Windrichtung, Bodenbeschaffenheit oder jahreszeitliche Veränderungen. Elektronisch bereitstehende Informationen wie beispielsweise Struktur- oder Gesundheitsdaten und Erkenntnisse aus der Satellitenfernerkundung können hierbei sehr hilfreich sein.
Entsorgung: ein wichtiges Thema
Gegenüber den technisch-medizinischen Aktivitäten stehen die Ver- und Entsorgungsleistungen zur Aufrechterhaltung der Funktionalität einer temporären Ansiedlung häufig eher im Abseits der Medienberichte, sind aber von zentraler Bedeutung. Im Rahmen humanitärer Hilfe stellt so z.B. auch die Klinikmüllentsorgung mobiler Gesundheitseinrichtungen ein ungelöstes und erhebliches Problem der Nothilfepraxis dar. Aufgrund der hohen Infektionsgefährdung (HIV, Hepatitis B etc.) für Lagerbewohner, die auf der Suche nach Wertstoffen sind, kann der Klinikmüll besonders in Ländern mit vorherrschender Armut nicht mit ausreichender Sicherheit deponiert werden und bedarf daher einer thermischen Entsorgung. Die dazu verwendeten mobilen Anlagen können jedoch die Emission von chlorierten Kohlenwasserstoffen nicht hinreichend verhindern. Aus Sicht der Nothilfepraxis stellt die technische Entwicklung eines transportablen Abgasreinigungssystems für mobile Müllverbrennungsanlagen von Gesundheitseinrichtungen eine sehr wichtige Herausforderung dar. Um solchen Aufgaben und Schwierigkeiten vorausschauend begegnen zu können, wird gerne auf die sogenannte Planspielmethode zurückgegriffen. Denn auch durch Simulationen wird deutlich, welche entscheidende Rolle Management und Logistik in den komplexen Abläufen von humanitärer Hilfe spielen.
Wie Planspiele dabei helfen, die Abläufe humanitärer Hilfseinsätze zu optimieren
Bereits in der Ausbildung und Vorbereitung künftiger humanitärer Helfer durch die jeweilige Hilfsorganisation, kann die intensive Verflechtung aller Abläufe und Dienstleistungen eines Flüchtlingscamps durch die Planspielmethode vermittelt werden: Die fiktive Hilfsorganisation benennt Fachleute für Logistik sowie Techniker, die an Bord der Frachtmaschinen für das Handling des Materials zuständig sind. Für den Einsatzort selbst bestimmen die Teilnehmer eine Teamleitung, die die Empfängerorganisationen und Behörden am Zielort kontaktiert, die vor Ort die Arbeitsabläufe koordiniert und das gelieferte Material einsetzt, wobei die Rollenspieler immer wieder mit Unwägbarkeiten und Herausforderungen konfrontiert werden, die ihnen in der Realität an jeder Stelle des Einsatzes begegnen können. Der generelle Anspruch ist zwar immer, Hilfe so schnell wie möglich zu leisten, der organisatorische Aufwand dafür ist jedoch erheblich und selten wird die ursprünglich geplante Einsatzstrategie wie vorgesehen umsetzbar sein.
Oberste Devise: die lokale Bevölkerung miteinbeziehen
Entscheidend für den Erfolg ist ebenfalls, die lokale Bevölkerung miteinzubeziehen und dabei sowohl auf die politische Situation als auch auf ethnische und kulturelle Besonderheiten Rücksicht zu nehmen. Das kann beispielsweise von getrennten Hospitalbereichen für Männer und Frauen in islamischen Ländern bis hin zum Umgang mit Verstorbenen reichen, die es in den Zelthospitälern in Katastrophengebieten zwangsläufig gibt. Ebenfalls ist es unabdingbar, auch für das eigene Personal Rechtssicherheit zu schaffen. Dafür ist es notwendig, die lokalen Autoritäten und Behörden zu befragen und sie in alle Prozesse miteinzubeziehen. Wenn die Helfer aus Unwissenheit gegen gesellschaftliche oder religiöse Konventionen verstoßen, verlieren sie schnell das Vertrauen der Bevölkerung und damit die wichtigste Ressource für ihre Arbeit. Die reibungslose Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten ist daher außerordentlich wichtig.
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