Shelter, Krankenhäuser, Kinderzentren
Humanitäre Hilfe bedeutet in erster Linie Überlebenshilfe für jene Menschen, die in Not geraten sind und sich aus dieser prekären Situation nicht aus eigener Kraft befreien können. Aber dass Humanitäre Hilfe noch weit mehr ist, wurde nicht zuletzt in Folge des 8. Oktober 2005 deutlich, als in der nordwestlichen Grenzprovinz Pakistans 20 Sekunden lang die Erde bebte. 20 lange Sekunden, die 75.331 Menschenleben forderten, 3,3 Millionen Menschen obdachlos machten und unbeschreibliches Leid nach sich zogen.
Ein Team der Johanniter-Auslandshilfe machte sich damals sofort auf den Weg in die Region und behandelte in mobilen Ambulanzen täglich bis zu 250 Patienten. Viele von ihnen hatten schwerste Verletzungen, litten an Krätze oder Unterkühlung. Später errichteten die Johanniter nahe der Stadt Battal aus Containern und Zelten ein komplettes Feldkrankenhaus.
Als ebenso dramatisch präsentierte sich die Situation in den Bergdörfern knapp unterhalb der Schneegrenze – sie waren komplett von der Außenwelt abgeschnittenen. Malteser International flog mit Helikoptern in die Gebiete und brachte Bauteile für Wellblechhütten (so genannte Shelter), die stabil und dennoch einfach zu errichten sind. Etwa 10.000 Familien erhielten auf diese Weise ein Dach über den Kopf und konnten den harten Winter überleben.
Im Dorf Neilee in der Region Kaschmir entdeckte unterdessen ein Kamerateam von Aktion Deutschland Hilft den kleinen Zaoud, der in sich versunken das traurige Lied vom sterbenden Sohn singt. Viele seiner Freunde sind seit dem verhängnisvollen 8. Oktober Vollwaisen, die Schule lag in Trümmern. Gleich in den ersten Wochen nach dem Beben baute ADRA 60 Großraumzelte, um den Unterricht weiterführen zu können; World Vision errichtete unterdessen Kinderzentren, in denen den Kleinsten geholfen wurde, das Trauma des Bebens weitgehend zu überwinden.
Nicht immer ganz einfach ist es, die Trennlinien zwischen der Humanitären Hilfe einerseits und der Entwicklungszusammenarbeit andererseits zu ziehen. So verfolgt zum Beispiel World Vision bewusst einen ganzheitlichen Ansatz der Entwicklungsarbeit, bei dem die Grenzen fließend sind und Humanitäre Hilfe als Bestandteil und erster Schritt der Armutsbekämpfung gesehen wird. Generell gilt aber, dass Humanitäre Hilfe immer zeitlich begrenzt ist und sich direkt an die Bedürftigen richtet. Das heißt: Während die Humanitäre Hilfe keiner politischen Konditionierung unterliegt, ist die Entwicklungszusammenarbeit in der Regel an bestimmte Voraussetzungen gebunden, wie zum Beispiel an die Achtung der Menschenwürde im Empfängerland.
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