Deutschlands Wirtschaft zeigt Engagement im Ausland
Von Kai Pleuser
Erdbeben in Haiti, Dreifachkatastrophe in Japan oder Hungersnot in Ostafrika – wenn große Katastrophen weltweit Aufmerksamkeit fordern, sind auch deutsche Wirtschaftsunternehmen involviert.
„Ein Mitarbeiter aus dem Vertrieb kam auf uns zu und regte an, dass wir uns für die Menschen in Ostafrika engagieren“, berichtet Dirk Vößing, Mitglied der Geschäftsleitung bei Bielomatik Leuze in Neuffen, bei der Überreichung des Spendenschecks an Aktion Deutschland Hilft. Regelmäßig haben Mitarbeiter des Unternehmens mit Geschäftspartnern in Afrika zu tun, denn Bielomatik produziert unter anderem Maschinen zur Herstellung von Schulheften für den afrikanischen Markt. Die Mitarbeiter sammelten und das Unternehmen stockte den Betrag auf.
Wenn eine Katastrophe Regionen trifft, in denen Unternehmen Geschäfte machen, produzieren oder gar selbst Mitarbeiter im Einsatz haben, ist der Wunsch, sich solidarisch zu zeigen, naturgemäß groß. Das war selten zuvor so deutlich zu sehen wie 2011 bei der Katastrophe infolge des Erdbebens vor der Küste Japans. Rund um die Welt waren die Auswirkungen der Zerstörungen zu spüren, zum Teil mussten ganze Lieferketten neu organisiert werden. Viele Unternehmen, besonders in der Elektronikbranche und der Automobilindustrie engagierten sich mit Spenden. Geschäftsführer Matthias Stroezel von SSC-Services in Sindelfingen bringt es stellvertretend für viele Kollegen auf den Punkt: „Dass wir unseren Mitbürgern in Japan helfen, ist für uns selbstverständlich. Über unsere zahlreichen Geschäftsbeziehungen mit Japan sind wir diesem Land ohnehin schon stark verbunden. Aber auch über Firmeninteressen und Staatsgrenzen hinaus ist die Unterstützung in Notlagen eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Wirtschaft und ein gutes Zusammenleben.“
Mitarbeitersammlungen und Benefizveranstaltungen
Auch wenn enge Geschäftsverbindungen in die Katastrophenregionen hinein nicht bestehen, kann der Wunsch zu helfen unter den Mitarbeitern, unter Kunden oder Vertriebspartnern groß sein. Viele verantwortlich handelnde Unternehmen möchten sich diesem berechtigten Wunsch nicht entziehen. Sie spenden selbst und bieten Plattformen zum Engagement, zum Beispiel in Form von Mitarbeitersammlungen oder Benefizveranstaltungen, zu denen sie ihre Kunden oder Geschäftspartner einladen.
So sehr sich Unternehmen im Falle großer Katastrophen für solidarisches Handeln offen zeigen, so sehr stellt dieses oftmals eine Herausforderung für sie dar. Besonders Großunternehmen, aber auch immer mehr Mittelständler bündeln ihr Unternehmensengagement zunehmend in gut durchdachten „Corporate Responsibility“-Programmen mit strategischer Ausrichtung. Im Einzelnen kaum vorhersehbare Naturkatastrophen sind hier nur schwer zu berücksichtigen. Das beginnt schon bei der Budgetplanung: Wann werden welche Mittel benötigt? Eine andere Frage: Genügt ein Engagement im Katastrophenfall eigentlich dem Anspruch an nachhaltiges Handeln? Schließlich möchten Unternehmen ihr verantwortliches Handeln detailliert dokumentieren. Auch dies kann im Falle eines Einsatzes in unsicheren Krisenregionen, aber auch aufgrund der meist angespannten Personalsituation bei Nothilfeeinsätzen manchmal nur schwer erfüllt werden. Die Katastrophenhilfe findet nun einmal unter Ausnahmebedingungen statt. So gesehen ist Katastrophenhilfe durchaus eine Zumutung für CR-Manager.
Katastrophenvorsorge als nachhaltiges Handeln
Die letzten Jahre haben aber auch eindrücklich gezeigt: Die Zahl großer Naturkatastrophen steigt und fordert die Weltgemeinschaft immer häufiger und massiver heraus. Risikogebiete sind identifiziert, und es macht einen großen Unterschied, ob ein Land auf Naturkatastrophen gut vorbereitet ist oder nicht. Katastrophenbewältigung ist durchaus eine langfristige Aufgabe, der sich auch Unternehmen stellen sollten. Gerade sie, die Unternehmen, können dabei im Dialog mit Hilfsorganisationen wichtige Impulse setzen. Wichtig ist dafür, dass Katastrophenvorsorge und -hilfe es als Thema auf die einschlägigen CR-Agenden schafft. Denn ein Mehr an Kooperation in der humanitären Hilfe, wie wir es in unserem Bündnis anstreben, bedeutet nichts anderes als ein Mehr an Effizienz und eine Steigerung der Nothilfeleistung.
Dass wir es weltweit auch in den kommenden Jahren mit großen Katastrophen zu tun bekommen, ist kaum zu verhindern. Aber Unternehmen können schon jetzt wertvolle Beiträge leisten, damit im Ernstfall mehr Menschen geholfen werden kann: Sie können sich in der Katastrophenvorsorge engagieren und sie können den Dialog mit Aktion Deutschland Hilft und seinen Bündnispartnern suchen. Im Gespräch wird dann geklärt, wie man im Falle einer großen Katastrophe gemeinsam helfen kann. Wenn Kommunikationswege verabredet, gegenseitige Erwartungen im Vorfeld ausgetauscht und gegebenenfalls korrigiert wurden, kann gemeinsames schnelles Handeln sehr erfolgreich sein – zum Nutzen der Menschen in den Krisengebieten, aber auch zum Nutzen des verantwortlich handelnden Unternehmens.
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